IT-Business
Microsoft im Streit mit der Finanzbehörde
Software-Industrie erwartet Musterprozeß mit Spannung
Software-Gigant Microsoft befindet sich derzeit in einer erbitterten
Auseinandersetzung mit der amerikanischen Steuerbehörde. Die
Rechnungsprüfer werfen dem Unternehmen vor, in den frühen neunziger
Jahren insgesamt 16 Millionen US-Dollar Steuervergünstigung geltend
gemacht zu haben. Knackpunkt: die Vergünstigung hätte nur Firmen aus der
Film- und Musikindustrie zugestanden. Microsoft hält die Abzüge hingegen
für rechtens.
Tatsächlich besitzt die Auseinandersetzung eine weitaus größere Dimension. Auch Oracle,
Autodesk und Adobe befinden sich derzeit im Konflikt mit dem Fiskus. Sie erwarten gespannt den
Ausgang des Falls Microsoft, der verbindlich klären soll, ob die 1997 erlassene rechtliche
Gleichschaltung von Filmen und Software rückwirkend auch für 1990 bis 1997 gültig ist. Andernfalls
drohen auch Oracle Nachzahlungen von 15 Millionen US-Dollar, bei Autodesk und Adobe sind es
jeweils rund eine Million.
Ironischerweise befindet sich Microsoft im aktuellen Verfahren einmal nicht in der Rolle des Sünders,
sondern wurde von den Mitbewerbern aus der Industrie zum Helden für ein gerechtes Steuersystem
hochstilisiert. Das ist wenig verwunderlich, schätzt doch die US-Regierung, daß ihr durch die
Vergünstigung für Software-Produzenten jährlich 1,7 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen entgeht.
Mark Nebergall von der Software & Information Industry Association bringt es dann auch auf den
Punkt: "Microsoft ebnet den Pfad für den Rest der Industrie." Im April und Mai diesen Jahres fanden
- im Zuge des Kartellrechts-Prozesses weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit - entsprechende
Anhörungen vor dem U.S. Tax Court in Washington statt. Das Verfahren geht in dieser Woche zu
Ende. Danach haben beide Parteien sechs Monate Zeit, um schriftliche Plädoyers einzureichen. (internetworld)