Linz - Würde ein Jahr nach der Regierungsbildung gewählt werden, so käme die Kanzlerpartei ÖVP mit 31 Prozent knapp hinter der SPÖ mit 32 Prozent zu liegen. Die FPÖ wäre mit 23 Prozent deutlich unter ihrem Ergebnis von 1999, die Grünen mit zwölf Prozent deutlich über den im Herbst 1999 erreichten 7,4 Prozent. Das geht aus der wöchentlichen market-Umfrage hervor, die im langfristigen Vergleich die Ereignisse des letzten Jahres und ihre Auswirkungen auf das aktuelle Stimmungsklima erlaubt. market-Chef Werner Beutelmeyer betont, dass kurzfristig wahrgenommene Ereignisse zu bedeutenden Ausschlägen führen können. Die Grafik zeigt, dass etwa in Phasen starker Polarisierung rund um das Belastungspaket im Juni sowohl ÖVP als auch SPÖ besonders stark waren. Kurz nach Angelobung der Regierung war die ÖVP besonders unpopulär und auch die bis dahin starke Freiheitliche Partei büßte an Zustimmung ein. Konstante Grüne Bedeutsamer als diese Momentaufnahmen ist ihre Aneinanderreihung. Sie zeigt, dass die Volkspartei zwar phasenweise die SPÖ überholen konnte, dass die Kanzlerpartei allerdings schon seit Wochen unter dem SPÖ-Wert liegt. Andererseits ist sie seit dem Mai letzten Jahres nicht mehr unter ihr Wahlergebnis (26,9 Prozent) gerutscht, während die Sozialdemokraten nie über ihren Besitzstand (33,2 Prozent) gewachsen sind. Klar ist auch die Position der FPÖ: Sie hat sich nach der Aufhebung der EU-Sanktionen etwa auf dem Niveau stabilisiert gehabt, das sie bei der Wahl hatte (26,9 Prozent), ist aber nach Auffliegen des Spitzelskandals deutlich zurückgefallen. Die Grünen sind ziemlich konstant über zehn Prozent in der Wählergunst. Phasenweise konnten sie sich als echte Alternative präsentieren und erzielten Hochrechnungswerte um die 15 Prozent. In der Kanzlerfrage ist der grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen mit derzeit 17 Prozent die Nummer zwei. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ist mit 32 Prozent zwar unangefochten an der Spitze, sein Amtsbonus reicht allerdings nicht aus, um ihn an die für Regierungschefs übliche Marke bei 50 Prozent zu führen. Vizekanzlerin, FP-Chefin Susanne Riess-Passer, würde bei einer (theoretischen) Bundeskanzlerwahl neun Prozent der Stimmen bekommen. Auf den Vorsitzenden der SPÖ, Alfred Gusenbauer, würde lediglich acht Prozent der Stimmen entfallen. (Conrad Seidl, Der Standard, Printausgabe, 29.01.2001)