Mainz - Techniker der Luftwaffe sind nach einem Bericht des ARD-Magazins "Report" bei Instandsetzungsarbeiten an der Bordelektronik des "Starfighters" über Jahre hinweg radioaktiv verstrahlt worden. Der Südwestrundfunk berichtete am Montag, in der Luftwaffenwerft 31 im bayrischen Landsberg am Lech hätten die Grenzwerte der Kernstrahlung täglich um das 22-Fache über der gesetzlichen Vorgabe gelegen. Diese sei im beobachteten Zeitraum zwischen 1964 und 1983 bei 500 Millirem im Jahr gelegen. Eine so hohe Überschreitung der Grenzwerte sei in der Geschichte Deutschlands nur bei wenigen Unfällen mit radioaktivem Material bekannt geworden, erklärte der Südwestrundfunk. Der ehemalige Hauptmann und Strahlenschutzverantwortliche der Luftwaffenwerft, Josef Wollitzer, erklärte, es sei seinerzeit zwar klar gewesen, dass bestimmte Elektronikteile des "Starfighters" radioaktiv gewesen seien, doch habe niemand das Ausmaß der Strahlung gekannt. Die Bundeswehr habe trotz Anfragen "aus welchen Gründen auch immer" keine geeigneten Messgeräte zur Verfügung gestellt. Erst 1983 habe man zum ersten Mal das Überschreiten der Grenzwerte festgestellt und Schutzmaßnahmen getroffen. Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Strahlenschutzkommission, Wolfgang Köhnlein, kritisierte in der Sendung: "Offenbar ist vieles unter den Teppich gekehrt worden oder vieles nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, was letztlich sehr viel früher wäre abgestellt worden, hätte die Öffentlichkeit davon Kenntnis gehabt." Das Verteidigungsministerium war laut "Report" bisher zu keiner Stellungnahme bereit. (APA/AP)