Netzpolitik
Internet-Razzien gegen Online-Aktienbetrüger
'Cyber Force' hat bereits 80 Betrugsfälle aufgedeckt
Washington - Ein Jahr, nachdem die
US-Wertpapieraufsichtsbehörde eine eigene Spezialeinheit gegen
Online-Aktienmanipulationen eingerichtet hat, zog die Securities and
Exchange Commission
(SEC) jetzt Bilanz. Auf der
Suche nach Aktienbetrügern meldete die sogenannte Cyber Force dem
FBI mehr als 80 Betrugsfälle und half dabei, über 500 Millionen Dollar
sicherzustellen sowie zahlreiche Betrüger ins Gefängnis zu bringen.
Die Cyber-Detektive informieren Washington, wenn ihnen etwas
verdächtig vorkommt. Und das werde in Zukunft immer häufiger
passieren, glaubt Matthew Moro, Chef der Cyber Force, der schon viele
Aktienbetrüger im Internet gestellt hat. "Das ist einfach der ideale
Brutplatz für
Betrüger und Abzocker", sagt er. Nicht zuletzt deshalb werden die Jäger
der Cyber Force weiter auf der Lauer liegen. Den Betrügern, so hofft
Moro, "immer einen Mausklick voraus".
Die Cyber Force schafft eine Aufklärungsquote von fast 95 Prozent.
Zusammen mit John Stark, dem Top-Cop der Internetjäger, leitet der
ehemalige Anwalt Matthew Moro das "Office of Internet Enforcement",
so die offizielle Bezeichnung der Cyber Force. Ihre Mitarbeiter dürfen
sich nicht fotografieren lassen; mit dem Anstellungsvertrag verpflichten
sie sich, in Ausnahmefällen sogar ihre Identität zu verändern. Im streng
abgeschirmten Büro sitzen acht Mitarbeiter an Bildschirmen und
browsen mit High-Speed-Verbindungen durchs Internet - 24 Stunden
am Tag.
Die Cyber Force besteht jedoch aus wesentlich mehr als acht
Mitarbeitern. Das SEC vermutet, daß mindestens 850 "freie Detektive"
landesweit in der Force mitarbeiten: Anwälte, Steuerberater, Analysten
und sogenannte Bounty Hunter, die ihre Informationen über
betriebsinterne Quellen und andere vertrauliche Kanäle erhalten und sie
an die Cyber Force weiterleiten. Deren Mitarbeiter wiederum klicken sich
in Chatrooms, prüfen verdächtige Newsletter oder zugesandte Kataloge.
Die Cyber Force habe es immer häufiger mit Abzockern zu tun, die sich
aus dem Ausland in US-Geschäfte einmischten, viele der Betrüger sitzen
in Europa. Für die Internet-Detektive seien solche Attacken allerdings
kein Problem. Sie melden die Vorfälle den zuständigen Behörden, die
sich dann mit der Landesregierung in Verbindung setzen. Wenn die
Cyber Force einen Verbrecher aus Wien und nicht aus Boston erwischt,
schaltet sie das Office of International Affairs ein, das wiederum das
Innenministerium informiert. "So etwas geht schnell", erzählt Moro. "Bis
dato hatten wir keine Probleme mit der internationalen
Zusammenarbeit."
Auch der für den Börsenplatz Frankfurt zuständige Staatskommissar bei
der Hessischen Börsenaufsichtsbehörde, Klaus-Dieter Benner, sieht der
Entwicklung gelassen entgegen. In den nächsten zwei Jahren werde es
keine erfolgreiche Kursmanipulation aus dem Internet an deutschen
Börsen geben, so Benner. Die Gründe: "Erstens gibt es in Deutschland
nicht so viele Internetnutzer wie in den USA. Außredem wird bei
weitem nicht so viel mit Aktien spekuliert. Auch sind die Anleger nicht
so leichtgläubig wie die amerikanischen Daytrader." (pte/hightext)