Jerusalem - Noch nie seien sie einem Friedensschluss näher gewesen, verkündeten Israelis und Palästinenser am Samstag nach sechs Tagen zäher Verhandlungen im ägyptischen Taba. Dennoch: Konkrete Vereinbarungen in den wichtigsten Streitpunkten gibt noch immer nicht. Die Nachrichtenagentur AFP dokumentiert Forderungen und Standpunkte der Konfliktparteien.STATUS DER PALÄSTINENSERGEBIETE Der amtierende israelische Regierungschef Ehud Barak ist grundsätzlich mit der Gründung eines Palästinenserstaates einverstanden. Das Staatsterritorium soll das Westjordanland, den Gazastreifen sowie einen Verbindungskorridor durch israelisches Gebiet umfassen. Über die Befugnisse eines künftigen Palästinenserstaates herrscht jedoch Uneinigkeit. Die Palästinenser wollen einen völlig souveränen Staat; Israel hingegen fordert die Demilitarisierung, die Kontrolle über den Luftraum sowie die Außengrenzen, besonders über jene zum Nachbarland Jordanien. GRENZEN Israel weigert sich, sich - wie von den Palästinensern gefordert - auf die Grenzen von 1967 zurückzuziehen. Im so genannten Sechstagekrieg hatten israelische Truppen damals das Westjordanland, den Gazastreifen und Ostjerusalem besetzt. Israel will drei oder vier jüdische Siedlungsgebiete im Westjordanland annektieren, in denen 80 Prozent der 200.000 Siedler wohnen. Isoliert liegende Kolonien sollen hingegen aufgegeben werden. In Taba hätten die Palästinenser zum ersten Mal akzeptiert, dass Israel den größten Teil der jüdischen Siedlungen im Westjordanland annektiert, sagte Barak im Rundfunk. Die Größe dieser Gebiete sei jedoch weiter strittig. JERUSALEM Der künftige Status von Jerusalem ist der heikelste Streitpunkt, an dem der Nahost-Gipfel in Camp David im vergangenen Juli schließlich scheiterte. Sowohl Palästinenser als auch Israelis beanspruchen Jerusalem als ihre Hauptstadt. In Camp David hatte Barak ein Tabu gebrochen, indem er sich bereit erklärte, die Stadtgrenzen neu zu ziehen: Der isrealisch besetzte Ostteil könne gemeinsam verwaltet werden, und einige arabische Viertel kämen dadurch unter palästinensische Verwaltung oder gar Souveränität. FLÜCHTLINGE Israel will eine begrenzte Anzahl palästinensischer Flüchtlinge im Rahmen eines einmaligen Programms zur Familienzusammenführung ins Land lassen. Die Umsiedlung und Entschädigung von Flüchtlingen soll von einem internationalen Gremium überwacht werden, das einen Fonds unterhält, zu dem auch Israel beitragen will. Die Palästinenser halten an ihrer Forderung nach einem Rückkehrrecht fest, wie es in der UNO-Resolution 194 vorgesehen ist, sind aber zu Zugeständnissen bereit. (APA)