Stuttgart/Auburn Hills - Der angeschlagene US-Autobauer Chrysler streicht in den kommenden drei Jahren 26.000 Arbeitsplätze. Dies sei rund ein Fünftel der Belegschaft der US-Tochter, teilte DaimlerChrysler am Montag mit. Die bestehenden Überkapazitäten sollten durch die Stilllegung von sechs Produktionsstätten abgebaut werden. Ziel der radikalen Einschnitte sei es, die Wettbewerbsfähigkeit der Chrysler Group wiederzuerlangen. Die Aktien des Unternehmens kletterten nach dieser Veröffentlichung in die Gewinnzone.

Der Stellenabbau bei der 1998 per Fusion übernommenen US-Tochter werde durch "eine Kombination aus Ruhestandsvereinbarungen, Sonderprogrammen, Entlassungen und Fluktuation" bewerkstelligt, hieß es. Chrysler gehe davon aus, dass noch im laufenden Jahr drei Viertel des Stellenabbaus vollzogen würden. Die Zahl der Entlassungen hänge davon ab, wie viele Mitarbeiter an Vorruhestands-Programmen teilnähmen.

Derzeit beschäftigt Chrysler 125.000 Mitarbeiter. Etwa 23.700 Arbeiter und 4920 Angestellte seien in den USA und Kanada regulär rentenberechtigt oder könnten an einem der Programme zur Vorruhestandsregelung teilnehmen. Die Zahl der Entlassungen, die für den kurzfristig angestrebten Belegschaftsabbau notwendig sei, hänge davon ab, wie viele Mitarbeiter an diesen Programmen teilnähmen. Zehn Prozent weniger für zugelieferte Autoteile

Diese Maßnahmen seien ein entscheidender Bestandteil des Restrukturierungsplans, nachdem zu Jahresbeginn bereits ein Programm zur Senkung der Materialkosten begonnen worden sei, verlautete weiter. Chrysler-Chef Dieter Zetsche hatte angekündigt, in diesem Jahr fünf und im nächsten Jahr zehn Prozent weniger für zugelieferte Autoteile zahlen zu wollen. Gegen diese Pläne formiert sich nun Widerstand. Die deutschen Zulieferer wollen das Chrysler-"Preisdiktat" nicht hinnehmen. Ob sich auch Frank Stronachs Magna-Konzern am angekündigten Widerstand beteiligen will, war bis Redaktionsschluss nicht feststellbar.

Nach neuestem Entwicklungsstand dürfte der drohende Abzug der Produktion verschiedener Chrysler-Modelle aus Graz aber abgewendet sein. Dies bestätigte Eurostar-Geschäftsführer Gary Cash auf Anfrage des STANDARD. Bei der DaimlerChrysler-Tochter Eurostar hatte man zuletzt ja gebangt, der Minivan Voyager könne zugunsten der nordamerikanischen Werke dorthin verlegt werden. "Der Voyager bleibt in Graz, auch die Montage des PT Cruiser wird im Sommer wie geplant anlaufen", freute sich Cash.

Entwarnung auch nebenan bei der Magna-Tochter Steyr Daimler Puch Fahrzeugtechnik - ähnliche Befürchtungen hinsichtlich des Jeep Grand Cherokee seien laut Cash nunmehr gegenstandslos. (Reuters/vwd/stock, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 30. 1 . 2001)