Die Amerikaner werden das unselige Thema Internet-Steuer einfach nicht los. Senator Fritz Hollings, Demokrat aus South Carolina, hat zu Beginn der Woche einen "Sales Tax Safety and Teacher Funding Act" vorgelegt. Der Entwurf sieht vor, alle Produkte, die per Telefon, Katalog oder Internet verkauft werden, mit einer fünfprozentigen Steuer zu belegen. Zunächst soll das Finanzkommitee des US-Senats über die Vorlage beraten. Die erzielten Mehreinnahmen für den Staat sollen nach Hollings Vorstellung verwendet werden, um die Gehälter für staatliche Lehrkräfte zu erhöhen. Maury Lane, eine Sprecherin des Senators, hebt hervor, die Empfehlung sei "nicht so bedrohlich, wie jeder glaubt". Vielmehr werde damit das Ungleichgewicht aufgefangen, daß beim Verkauf über alternative Vertriebskanäle keine Gelder an die einzelnen US-Bundesstaaten flößen. Das leuchtet ein, erklärt aber nicht die vorgesehene Verwendung für das Bildungswesen. Vertreter der Industrie betrachten den Entwurf als Verletzung des im Oktober 1998 unterzeichneten Internet Freedom Act. Darin wurde eine dreijährige Ruhepause für nationale, landesweite und lokale Internet-Steuern vereinbart und eine Advisory Commission zur Beobachtung des Einflusses von Steuern auf den eCommerce ins Leben gerufen. "Dies ist eine echte Bedrohung für Kunden und Anbieter gleichermaßen", meint Shari Steele, Sprecherin der Bürgerrechts-Bewegung Electronic Frontier Foundation. "Der Net-Commerce faßt gerade erst Fuß. Es wäre jetzt an der Zeit, sein Wachstum zu fördern und nicht, es durch Gesetze zu behindern." Die Erhebung von Online-Steuern hätte nach ihrer Einschätzung aufgrund überhöhter Preise die Zwangsentwöhnung des Käufers vom Medium Internet zur Folge. Martin Burack von der Anbietervereinigung Internet Society hebt hingegen hervor, daß der Staat zunächst den Beweis antreten müsse, daß das Internet die lokale Wirtschaft schädige. Erst dann könne man darüber reden, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. "Senator Hollings hat gute Arbeit geleistet. Ich habe aber das Gefühl, sein Vorschlag ist der aktuellen Entwicklung voraus", meint Burack. (internetworld)