Technik
Jenseits des Horizonts
Amerikanische Forscher glauben erstmals das Verschwinden von Materie am Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs direkt beobachtet zu haben
Amerikanische Forscher glauben erstmals das Verschwinden von Materie am so genannten Ereignishorizont eines
Schwarzen Lochs beobachtet zu haben und damit direkt nachweisen zu können, dass Schwarze Löcher tatsächlich
existieren.
Bislang konnten die Astronomen nur indirekte Beweise für diese Schwerkraftmonster sammeln, etwa durch die Bewegung von
Gaswolken und Sternen in ihrer Nachbarschaft. Die Anziehungskraft Schwarzer Löcher ist so groß, dass nicht einmal das
Licht aus ihrem unmittelbaren Einflussbereich entkommen kann. Materie, die diesen Ereignishorizont überschritten hat, ist für
Beobachter von außen nicht mehr sichtbar. Mithilfe des Weltraumteleskops Hubble entdeckten Nasa-Forscher nun zwei
heiße Gasklumpen, die in einer "Todesspirale" auf das 6000 Lichtjahre entfernte, vermutete Schwarze Loch Cygnus XR-1
zufielen. Während ihrer rasanten Annäherung an das massive Objekt im Sternbild Schwan wurden sie langsam
leuchtschwächer und waren plötzlich verschwunden - offenbar hatten die Gasklumpen den Ereignishorizont von Cygnus XR-1
überschritten.
Neues förderte auch das Satelliten-Teleskop XMM-Newton der Europäischen Weltraumbehörde zutage. Es zeichnete
Röntgenstrahlen einer Gasscheibe am Rande eines Schwarzen Loches auf, kurz bevor diese in das Nichts stürzte. Die
Emissionsspektren der mehrere Millionen Grad heißen Gase sind für die Astronomen ein Hinweis, dass sowohl die Gase
unmittelbar am Rand des Ereignishorizonts als auch das Schwarze Loch selbst nahezu mit Lichtgeschwindigkeit rotieren.
(Angelika Prohammer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 1. 2001).