Paris - Ein Forscherteam der staatlichen
französischen Medizinforschungsorganisation
INSERM
hat in Haarfollikeln ein "Reservoir" für Stammzellen identifiziert, die sich zu
Haarbälgen, Talgdrüsen oder Hautzellen ausbilden können. Mit ihrem Bericht
im Fachblatt
Cell
bestätigen sie bisherige Vermutungen
und eröffnen neue Möglichkeiten in den Bereichen der Hautmedizin, der
Forschung an Hautkrebs und auf kosmetischem Gebiet, etwa bei
altersbedingtem Haarausfall oder übermäßigem Haarwuchs.
Stammzellen sind noch nicht differenzierte Zellen, die sich zu verschiedenen
"erwachsenen" Zellen entwickeln können: Die vom INSERM-Forscherteam um
Yann Barrandon entdeckten Stammzellen in Haarfollikeln sind in der Lage, alle
Zelltypen der Haut, der Talgdrüsen und der Haarbälge zu bilden. Das Team
entdeckte die Stammzellen in einem kleinen Abschnitt der Hülle von
Haarbälgen bzw. Follikeln, von denen jedes 1000 bis 1500 Stammzellen zu
beherbergen scheint. Die Forscher waren ebenfalls in der Lage, den Weg und
die damit verbundenen Entwicklungsprogramme dieser Zellen
nachzuvollziehen: Wandert die Stammzelle abwärts, so formen sie und ihre
Tochterzellen wiederum einen Haarbalg. Wandert sie aufwärts, so kann sie
sich zu Zellen der Talgdrüsen ausdifferenzieren, die am oberen Ende von
Haarfollikeln liegen, oder sie wandert noch weiter und wird zum Ursprung
neuer Hautzellen.
Die Forscher versprechen sich von ihren Ergebnissen neue Perspektiven für
verschiedene Bereiche. In der Dermatologie kann ein besseres Verständnis
der Zellentwicklung die Heilung von Hautwunden beschleunigen und die
Ergebnisse von Hautverpflanzungen bei Brandopfern verbessern. In der
Kosmetik und plastischen Chirurgie ließen sich Haarverlust von
Geheimratsecken bis zur Glatze behandeln, wenn sich diese Stammzellen
gezielt stimulieren ließen. Umgekehrt scheint die Behandlung übermäßigen
Haarwuchses ebenso möglich. Und in der Krebsforschung hoffen die
Wissenschaftler, die Ursprünge mancher Arten von Hautkrebs besser zu
verstehen und zu verhindern. Auch könnte man dem Haarverlust durch
Chemotherapie und Bestrahlung entgegensteuern.(pte)