Dresden/Hamburg - Nach einem heftigen Streit hat der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf seinen Finanzminister Georg Milbradt entlassen. Dies wurde am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Dresden bekannt. Neuer Finanzminister soll nach zuverlässigen Informationen der bisherige Chef der sächsischen Staatskanzlei, Thomas de Maiziere, werden. Wie Biedenkopf und Milbradt gehört er der in Sachsen mit absoluter Mehrheit regierenden CDU an. Nach der Entlassung des bisherigen Finanzministers und ehemaligen "Kronprinzen" Milbradt unterrichtete Biedenkopf zunächst die CDU-Landtagsfraktion von seinem Schritt. Der Entlassung waren schwere öffentliche Vorwürfe Biedenkops an seinem Finanzminister vorausgegangen. So hatte er Milbradt in der Vorwoche am Rande einer Klausur der Landtagsfraktion als "miserablen Politiker" bezeichnet, der einen Fehler nach dem anderen mache, sobald er sein fachpolitisches Terrain verlasse. Milbradt (55) selbst lehnte auf dem Weg zur Sondersitzung der CDU-Landtagsfraktion jeden Kommentar zu seiner Entlassung ab. Er wolle jedoch weiterhin seine politischen Ämter im Landesverband der Partei behalten. Milbradt ist stellvertretender CDU-Landesvorsitzender in Sachsen. Mit Milbradt verliert die sächsische Staatsregierung ihren nach Biedenkopf profiliertesten Politiker, der sich als Finanzexperte auch bundesweit einen Ruf erworben hatte. Lange galt Milbradt als möglicher Nachfolger des 70-jährigen Biedenkopf, der in der vorigen Woche seinen vorzeitigen Rückzug als Regierungschef angekündigt hat. Mit seinem eisernen Sparkurs erreichte der scheidende Finanzminister, dass Sachsen die geringste Neuverschuldung unter den ostdeutschen Bundesländern hat. Der als Vertrauer Milbradts in der CDU-Landtagsfraktion geltende finanzpolitische Sprecher Horst Metz schaffte es in der vergangenen Woche bei der Wahl des neuen Fraktionsvorstandes nicht, den amtierenden Vorsitzenden Fritz Hähle in seinem Amt abzulösen. Hähle, der nur mit knapper Mehrheit wiedergewählt wurde, gilt wiederum als Mann Biedenkopfs. Im Mitteldeutschen Rundfunk sagte Metz am Dienstag, er erwarte, dass der bisherige Sparkurs der sächsischen Landesregierung fortgesetzt werde. Eine Landesministerin sagte auf dem Wege zur Sondersitzung der CDU-Landtagsfraktion, Biedenkopf habe vor seinem Entschluss lange mit Milbradt gesprochen, dieser habe aber zu hohe Anforderungen in Richtung Zukunft gestellt, die für den Ministerpräsidenten nicht akzeptabel gewesen seien. Biedenkopf habe im Kabinett erklärt, er schätze Milbradt weiterhin als hoch begabt, dieser sei jedoch keine Person, die andere Menschen mitreißen könne, hieß es. (APA/AP/dpa)