Italien - Myers und der in die Politik gewechselte Ex-Fußball-Star Gianni Rivera sind sich bei ihrem Ziel einig: "Keine Macht den Rassisten". Rivera schlug sogar eine Quote für Dunkelhäutige vor: "Jeder Verein sollte mindestens zwei farbige Spieler im Team haben. Carlton Myers hat die Fußballer im Kampf gegen den Rassismus in den italienischen Stadien zum Spielerstreik aufgerufen. "Hört bei den nächsten rassistischen Sprechchören auf zu spielen", forderte der Kapitän des Nationalteams, der in Sydney für Italien die Flagge ins Olympiastadion getragen hatte. Die Realität in Italien sieht aber ganz anders aus: Rassistische Sprechchöre sind trauriger Alltag in den Stadien. Im römischen Olympiastadion wurden in der Vergangenheit Spruchbänder wie "Auschwitz ist eure Heimat. Die Öfen euer zu Hause" gezeigt. Die jüdische Gemeinde warnte ihre Mitglieder daraufhin vor Stadionbesuchen. Die Staatsanwaltschaft prüft Einfluss von Rechtsradikalen Beim Erstligisten Hellas Verona hat es eine kleine, aber mächtige Gruppe von Rechtsradikalen sogar geschafft, dass nicht mehr die spielerische Klasse, sondern die Hautfarbe über Spieler-Transfers entscheiden. Die Staatsanwaltschaft in Verona hat sich eingeschaltet, um zu prüfen, wie stark der Einfluss der Rechtsradikalen wirklich ist. Pastorello ist angesichts der internationalen Entrüstung inzwischen umgeschwenkt. "Ich lasse mir von 500 Dummköpfen nicht die Personal-Politik vorschreiben", erklärte der Hellas-Vereinschef und verriet, dass man einen dunkelhäutigen Franzosen im Auge habe. Ob der jedoch gerne nach Verona wechseln würde, bezweifelt nicht nur AS Roms Brasilianer Aldair, der den "Rassismus bei Hellas seit Jahren beobachtet". "Wir schließen das Stadion." Veronas Ruf ist ruiniert. Bürgermeisterin Michela Sironi Mariotti drohte daher sogar: "Wir schließen das Stadion." Die Stadt von Romeo und Julia steht als "Hochburg der Rechtsradikalen" am Pranger. "Zu Unrecht", klagt die Bürgermeisterin. Beim zweiten Veroneser Fußball-Klub seien dunkelhäutige Spieler problemlos integriert. "Ich hatte nie Probleme", bestätigt der Afrikaner Christian Manfredini vom Veroneser Vorortclub Chievo, der die 2. Liga anführt. Fußball und Politik, die das Rassismus-Problem zu lange vernachlässigt haben, wollen nun hart durchgreifen. Ein Regierungs-Dekret sieht vor, dass Spiele bei rassistischen Ausschreitungen abgebrochen werden können. Mit dem Start der Rückrunde verschärft der Fußball-Verband ab 11. Februar zusätzlich die Strafen gegen die Klubs. Dann drohen Geldstrafen und Platzsperren. Hellas Verona kam wegen der Buhrufe gegen Thuram am letzten Spieltag 1999/2000 noch mit 280.000 S Geldstrafe davon. Der Imageschaden für Hellas, die Stadt und den gesamten italienischen Fußball ist um ein Vielfaches höher. (APA/dpa)