Zürich - Der Schweizer Bundesrat hält sofortige Verhandlungen über einen Beitritt zur Europäischen Union für verfrüht. Er will laut Volkswirtschaftsminister Pascal Couchepin in der nächsten Legislatur über eine Aufnahme von Verhandlungen entscheiden. Die sofortige Aufnahme von Beitrittsverhandlungen verlangt die Volksinitiative "Ja zu Europa", über die in der Schweiz am 4.März abgestimmt wird. Wie Couchepin in einem Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung" ("NZZ") vom Dienstag erläuterte, sind nach Überzeugung des Bundesrates vor einem EU-Beitritt der Schweiz verschiedene innere Reformen nötig. Falls allerdings am 4. März eine Mehrheit dafür votieren sollte, werde man unverzüglich Verhandlungen starten. Die Regierung werde den Volkswillen "absolut und ohne Zögern respektieren", versicherte Couchepin. Die Ratifizierung und weitere Gesprächsrunden in Brüssel bezüglich bilateraler Verträge mit der EU gingen gleichzeitig weiter. Laut Couchepin dürfte es ab Aufnahme von Beitrittsverhandlungen rund 18 Monate dauern, bis Resultate vorlägen. Zu diskutieren wären vorab Übergangsbestimmungen, der Beitrag an den Kohäsionsfonds und die Verteilung der Stimmen in den verschiedenen Gremien. Nichts als redlich wäre dann aber, auch den nächsten Schritt, den EU-Beitritt gutzuheißen, sagte der Bundesrat. "Alles andere wäre ein Doppelspiel". Denn wenn der Beitritt selbst von der Bevölkerung wieder abgelehnt würde, würde dies für die Schweiz einen großen Vertrauensverlust bewirken. Die "Ja zu Europa"-Initiative ist bereits das vierte Volksbegehren in der Schweiz zum Thema Europaintegration und das zweite, das zur Abstimmung gelangt. EU-Beitreittsgesprächen konsultiert werden muß. Am 6. Dezember 1992 hatten sich die Schweizer gegen einen Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) entschieden. (APA/sda)