Görg zur Integration: Öffnung der Gemeindebauten - "Wohnrecht vor Wahlrecht"
Wien - Ein Bekenntnis zur Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer nach Österreich legte heute, Dienstag, der Wiener VP-Chef und
Vizebürgermeister Bernhard Görg ab: "Österreich braucht auf Dauer Zuwanderer." Die Quote müsse aber von den "Kriterien des
ökonomischen nationalen Interesses" diktiert werden, so Görg bei der Präsentation des VP-Integrationspapiers "Heimat ist Menschenrecht".
Basis der Überlegungen der Volkspartei sei ihr christlich-soziales Menschenbild. "Wir machen das nicht aus Opportunität, wir schielen nicht
auf Wahltermine", betonte der VP-Chef.
Görg sprach sich dafür aus, die Zuwanderer "nach unseren eigenen Bedürfnissen zu selektieren". Ausbildungserfordernisse oder das Alter
stünden dabei im Vordergrund. "Und wenn wir es uns aussuchen können: Wir wollen keine Fundamentalisten", sagte Görg. Die Diskussion
um ausländische IT-Fachkräfte für Österreich bezeichnete er als "Diskussion um des Kaisers Bart". "Die sind überall stark gefragt. Wir
werden sie weder außerhalb noch innerhalb der EU kriegen." Er unterscheide aber sehr wohl zwischen den ökonomischen Aspekten der
Zuwanderung und dem humanitären Aspekt bei Flüchtlingen.
Recht auf Arbeit und Wohnen
Wer sich legal in Österreich aufhalte, solle auch das Recht auf Arbeit haben, so Görg, der sich auch wieder für die schrittweise Öffnung der
Gemeindebauten aussprach. Dem VP-Chef schwebt dabei ein Bonus-System vor: Integrationswillige, die ihre deutschen Sprachkenntnisse
nachweisen können, sollten "neben den normalen Kriterien" bevorzugt behandelt werden. Das aktive Ausländer-Wahlrecht auf Bezirksebene
hat für Görg keine Priorität, eine Einführung im Einklang mit zukünftigen EU-Bestimmungen würde er aber befürworten.
Die Bedeutung der Sprachkenntnisse unterstrich auch Walter Strobl, Vorsitzender des VP-Arbeitskreises für Integration. "Sprachbarrieren
sind Integrationsbarrieren", sagte Strobl. Deshalb sollte im letzten Kindergartenjahr flächendeckend ein Deutsch-Unterreicht angeboten
werden, der auch die Mütter der Zuwanderer-Kinder einbeziehe. Für die VP-Vertreter ist ein "Aufbrechen der Sprachbarrieren" auch für das
Wahlrecht auf Bezirksebene notwendig. Görg betonte, dass er damit keine verpflichtende Deutsch-Prüfung meine, "aber ein Beamter muss
auf Grund eines Gesprächs feststellen können, ob einer Deutsch kann." Auch Strobl kann sich vorstellen, "dass bei der Registrierung für das
aktive Wahlrecht ein Gespräch mit der ganzen Familie geführt wird."
Strobl kein Sozialromantiker
Insgesamt sprach sich Strobl gegen das "linksliberale Modell der multikulturellen Gesellschaft" aus. Er sei gegen "Sozialromantik", die
multikulturelle Gesellschaft führe zu "Parallel- oder Mosaikgesellschaften" und sei auch wissenschaftlich nicht haltbar. Wichtig sei im Gegenteil,
in den "Wohnghettos und Sprachenklaven" der Bundeshauptstadt Integrationsarbeit zu leisten.
Über die Arbeit im Wiener Integrationsfonds berichtete VP-Gemeinderat Franz Karl. Mit der Einrichtung der Integrationskonferenz sei nun
eine wesentliche Artikulationsmöglichkeit für ausländische Mitbürger geschaffen worden: "Die Frage der Ausländerbeiräte ist damit aus
VP-Sicht von der Tagesordnung verschwunden." Kritik übte Karl am geplanten Antidiskriminierungsgesetz. Diskriminierung sei nicht durch
Gesetze verhandelbar. "Karl: "Antidiskriminierung kann man nur leben, dazu ist die Volkspartei natürlich bereit." (APA)