Stockholm/Belgrad- Nach UNO-Chefanklägerin Carla del Ponte will nun auch die EU den Druck auf Jugoslawien zu einer Auslieferung von Ex-Präsident Slobodan Milosevic erhöhen. Die EU erwarte die "volle Zusammenarbeit" Jugoslawiens mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, sagte ein schwedischer Beamter am Dienstag in Stockholm. Darunter verstehe die EU die Auslieferung Milosevics. Schweden hat derzeit die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union inne. Die EU-Troika, unter ihnen die schwedische Außenministerin Anna Lindh sowie der außenpolitische EU-Repräsentant Javier Solana, will am 7. und 8. Februar nach Belgrad reisen, um Präsident Vojislav Kostunica den Standpunkt der EU zu verdeutlichen. Kostunica hatte beim Weltwirtschaftsformum in Davos am Montag die Auslieferung Milosevics erneut ausgeschlossen. Die EU werde Jugoslawien Raum für eine Definition der Zusammenarbeit lassen, hieß es aus der Umgebung der schwedischen Regierung. Falls Belgrad das Prinzip akzeptiere, dass Milosevic vor dem Haager Gericht abgeurteilt werde, sei dies für den Augenblick genug. Der Zeitpunkt der Auslieferung müsse danach bestimmt werden. Der stellvertretende jugoslawische Ministerpräsident Miroljub Labus sagte, die Zukunft Jugoslawiens hänge davon ab, ob Milosevic vor das Kriegsverbrechertribunal gestellt werde oder nicht. Die "Flitterwochen" zwischen dem Westen und dem "neuen Belgrad" seien nun vorüber, warnte er. "Falls wir die Bürde Milosevic nicht loswerden, können wir keine normale wirtschaftliche Entwicklung des Landes herstellen", sagte Labus. "Das ist seine letzte Chance, etwas Nützliches für sein Land zu tun" Zwei führende Vertreter der neuen jugoslawischen Führung haben Ex-Präsident Slobodan Milosevic aufgefordert, sich dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu stellen. "Das ist seine letzte Chance, etwas Nützliches für sein Land zu tun", sagte der stellvertretende jugoslawische Ministerpräsident Miroljub Labus am Dienstag der Zeitung "Glas Javnosti". Milosevic werde so oder so in Den Haag landen, ob er sich nun freiwillig stelle oder ausgeliefert werde, sagte der serbische Justizminister Vladan Batic der Zeitung "Vecernje Novosti". "Das ist nur noch eine Frage der Zeit", sagte Batic. Die USA haben bereits angekündigt, die Zahlung von mehreren Millionen Dollar Hilfsgeldern ab dem 1. April zu überdenken, sollte Jugoslawien nicht zur Zusammenarbeit bereit sein. Labus sagte, Jugoslawien müsse Milosevic helfen, sich bis spätestens 31. März aus dem politischen Leben zurückzuziehen: "Sonst werden wir einen hohen wirtschaftlichen Preis zahlen." Das UNO-Tribunal verfolgt Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien. Insgesamt hat das Tribunal 27 Verdächtige öffentlich angeklagt, von denen sich 15 in Serbien aufhalten sollen. Neben Milosevic sind auch der ehemalige Chef der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, und der serbische Präsident Milan Milutinovic angeklagt. (APA/Reuters)