Wien - Der seit dem vergangenen Sommer deutlich spürbare Abschwung in der heimischen Industrie ist gegen Ende des abgelaufenen Jahres offenbar zu einem Halt gekommen. Die jüngste Umfrage der Industriellenvereinigung (IV) unter 504 Unternehmen mit rund 240.000 Beschäftigten ergab für das letzte Quartal 2000 wieder optimistischere Einschätzungen der Geschäftslage. Der Konjunkturbarometer der IV zeigt wieder leicht nach oben und bleibt auf hohem Niveau. In diesem Index kommen die Einschätzungen der derzeitigen und der künftigen Geschäftslage zum Ausdruck. 58 Prozent der Unternehmen bewerten demnach die derzeitige Geschäftslage als positiv. Die positiven Erwartungen überwiegen die negativen um 26,2 Prozentpunkte. Auf Kurs "Die Industriekonjunktur bleibt auf Kurs, vor allem dank der die Nachfrage stützenden Exporte", resümierte IV-Chefökonom Erhard Fürst bei einer Pressekonferenz die Umfrageergebnisse. Bestätigt würde dies auch durch die bisher guten Ergebnisse im heurigen ersten Quartal. "Wir waren alle verwundert, dass der Abschwung in den USA und die in der Folge abgebremste Entwicklung in Deutschland sich noch nicht auf die heimische Industriekonjunktur ausgewirkt haben", sagte IV-Generalsekretär Lorenz Fritz. Das wäre aber nur eine Frage der Zeit, meinte Fürst. Immerhin habe sich der Geschäftsklima-Index des Münchner ifo-Instituts nun schon zum siebenten Mal in Folge verschlechtert. Knackpunkt in den Prognosen bliebe aber, wie sich die US-Wirtschaft entwickle. Derzeit verstärkten sich die Anzeichen für eine ruppigere Landung, allerdings gebe es in der amerikanischen Wirtschaftspolitik noch genügend Spielraum um gegenzusteuern.

Ein Grund für die Robustheit der Konjunktur liegt auch im vergangenen Jahr, aus dem die heimische Industrie kräftig gestärkt hervorging. Mit dem Produktionswachstum von real 6,5 Prozent, dem höchsten seit mehr als 20 Jahren, und einer von der IV auf ein minimales Plus von 0,25 Prozent geschätzten Beschäftigungssteigerung gab es ein äußerst starkes Produktivitätswachstum. "Wir lagen im internationalen Vergleich schon vor dem Rekordjahr 2000 in der Produktivität im Spitzenfeld, jetzt gehören wir wirklich zur absoluten Spitze in Europa", sagte Fritz. Vor allem in den typischen Branchen der Old Economy, wie etwa der Papierindustrie, sei man damit in die Weltspitze vorgestoßen. (jost, DER STANDARD, Printausgabe 31.1.2001)