Österreichs Studentenpolitiker haben ein Timingproblem. Da beschließen sie, ein Volksbegehren gegen die Studiengebühren einzuleiten, müssen aber gleichzeitig bekennen, dass es zu spät kommen wird. Wahrscheinlich findet das Begehren nämlich erst im Oktober statt. Also wenn die Gebühren längst Realität sind. Die Chance, dass diese noch fallen, sei aber so und so gering, räumt der Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft, Martin Faißt, schon im Vorfeld ein und nennt das "Ehrlichkeit gegenüber seinen Studierenden". Ehrlich muss er auch bei der zweiten zentralen Forderung des Volksbegehrens sein: Noch vor der Sommerpause soll das heftig umstrittene Uni-Dienstrecht vom Nationalrat beschlossen werden - dagegen unterschrieben wird Monate später. Mit diesen Vorgaben trotzdem 100.000 Unterschriften zu sammeln scheint utopisch. Ist das Volksbegehren also eine Farce? Nur wenn man sich an diesen beiden Forderungen festhält. Denn darüber hinaus werden andere wichtige Punkte angesprochen, die eine Überarbeitung der Gesetze sinnvoll erscheinen lassen. Vor allem im Sozialbereich - etwa bei der Stipendienvergabe, beim Umgang mit berufstätigen Studenten oder Studierenden mit Kindern. Oder dass viele der ausländischen Studierenden die doppelte Gebühr (10.000 Schilling pro Semester) zahlen müssen. Sinnvoll ist auch der Versuch, Eltern, Lehrer und Schüler in das Begehren einzubinden. Dies könnte deutlich machen, dass wirklich alle vom Bildungssystem Betroffenen in einem Boot sitzen und gemeinsam handeln sollten. Die Anliegen sind berechtigt, das gewählte Mittel ist wenig tauglich. Bisherige Erfahrungen - siehe das Frauenvolksbegehren mit mehr als 600.000 Unterschriften - haben gezeigt, wie wenig beeindruckt eine Regierung von solchen Ergebnissen ist. (DerStandard, Print-Ausgabe, 31.1.2001)