Bogota - Im Süden Kolumbiens ist am Dienstag nach offiziellen Angaben eine Passagiermaschine mit 32 Menschen an Bord von einem bewaffneten Mann gekapert worden. Nach einem Flug in die Hauptstadt Bogota und mehrstündigen Verhandlungen habe der Pilot der Maschine den Entführer mit Hilfe der Insassen überwältigt, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mit. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder seien unverletzt. Der Entführer hatte die Maschine im Gebiet der linken Rebellen-Armee FARC gekapert, die seit 40 Jahren gegen die Regierung in Bogota Krieg führt. Der Mann sei festgenommen worden, sagte Luftwaffenchef Hector Fabio Velasco. Er sei ein Mitglied der FARC. Zunächst war Velasco davon ausgegangen, dass es sich um einen Deserteur der Rebellen-Streitkräfte handelt. Der Entführer sei in San Vincente del Caguan noch vor dem Start der Maschine ins Cockpit vorgedrungen und habe den Piloten mit einer Waffe bedroht, sagte ein Sprecher des dortigen Flughafens. An Bord der Maschine des Typs Dornier 1165 hätten sich 27 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder befunden, sagte er. Die Maschine flog dann nach Bogota und landete dort auf einem Militärflughafen. In Bogota nahm der Sicherheitsberater der kolumbianischen Regierung, Gonzalo de Francisco, Verhandlungen mit dem bewaffneten Mann auf. Nach Fernsehberichten verließen nach der Landung drei Passagiere die Maschine, eine Frau, ein Kind und ein kranker Mann. De Francisco teilte weiter mit, der Mann habe verlangt gehabt, außer Landes gebracht zu werden. "Es war eine Verzweiflungstat", fügte er hinzu, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. San Vincente del Caguan liegt in dem Rebellengebiet, das die kolumbianische Regierung vor zwei Jahren der FARC als Entgegenkommen für Friedensgespräche überlassen hat. Die Entführung fand kurz vor einer angekündigen Entscheidung der Regierung darüber statt, ob das Rebellengebiet weiter in der Hand der FARC bleibt oder zurückerobert werden soll. Die Entscheidung soll bis Mittwochnacht (Ortszeit) fallen. Vertreter der FARC wiesen eine Beteiligung an der Entführung zurück. In dem Kampf der FARC sind bisher mehr als 35.000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als zwei Millionen Menschen sind allein in den vergangenen zehn Jahren geflüchtet. Das den Rebellen überlassene Gebiet ist etwa so groß wie die Schweiz. Die FARC hat während ihres 40-jährigen Kampfes gegen die kolumbianische Regierung wiederholt mit Entführungen Geld erpresst. (APA/Reuters/AP)