Natur
Wir klonen kranke Tiere
Dollys Vater warnt: Geklonte Tiere leiden oft unter schweren genetischen Defekten.
Washington/Bonn - Geklonte Tiere werden überdurchschnittlich häufig mit schweren Missbildungen oder tot geboren. Die Technik
berge nämlich immer noch gravierende genetische und medizinische Risiken, warnen der Schöpfer des Klonschafs Dolly, Ian Wilmut, und
seine Mitarbeiterin am Edinburgher Rosslin-Forschungsinstitut, Lorraine Young, in einem Artikel für die amerikanische Fachzeitschrift "Nature
Genetics".
Beobachtet worden seien beispielsweise schwere Fehlbildungen des Herzens, der Lunge oder des Immunsystems. Die Krankheiten seien
genetisch bedingt und würden offenbar im Prozess der Reprogrammierung der geklonten Zelle grundgelegt, schreibt Kathpress.
Die Warnung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Wissenschaftler in Italien und den USA das Klonen von menschlichen Embryonen
angekündigt haben, und zwar nicht nur für die Gewinnung von Stammzellen zu therapeutischen Zwecken, sondern auch um kinderlosen
Paaren zu Nachwuchs zu verhelfen.
Altbekannte Warnungen
Schon in den vergangenen zwei Jahren hatten Wissenschafter mehrfach auf die hohen Fehlerraten beim Klonen aufmerksam gemacht. Das
Klonen von Tieren misslingt derzeit noch in über 90 Prozent der Fälle. Der französische Genforscher Jean-Paul Renard hatte 1999 darauf
hingewiesen, dass in seinem Forschungsinstitut über 70 Prozent der geklonten Tiere während oder noch vor der Geburt sterben, bedingt vor
allem durch Atem- und Kreislaufprobleme.
Bei der Methode des Klonens, die erstmals bei dem Schaf Dolly erfolgreich durchgeführt wurde, entnehmen Wissenschafter zuerst einem
Schaf unbefruchtete Eier und entkernen sie. Einem anderen entnehmen die Forscher Euterzellen, also bereits spezialisierte Zellen. Der dritte
Schritt besteht darin, den Zellkern der Euterzelle mit der entkernten Eizelle zu verschmelzen. Diese zusammengesetzte Zelle beginnt sich zu
teilen und wird dann in die Gebärmutter eines weiteren Schafs eingepflanzt. Dieses Schaf trug dann Dolly aus.
Der Mainzer katholische Moraltheologe Johannes Reiter (Mainz) verwies in der Klon-Debatte jüngst darauf, dass schon die befruchtete
Eizelle das vollständige genetische Programm enthalte, nach dem sich der Mensch entwickelt. Dieser Anfang sei die "eindeutigste Zäsur", der
Embryo sei "Person von Anfang an" und müsse daher den vollen Rechtsschutz genießen.
Der evangelische Theologe Jürgen Moltmann (Tübingen) hob ebenfalls hervor, dass das Leben eines Menschen mit der Befruchtung der
Eizelle beginne. Die Menschenwürde bestehe in der "Gottebenbildlichkeit jedes Menschen in jedem seiner Zustände". Die Unterscheidung
von Menschenwürde und Menschenmaterial sei unvertretbar: "Das therapeutische - in Wahrheit merkantile - Klonen von Embryonen ist nicht
zu vertreten, weil dadurch Menschenleben vernichtet werden". (APA)