Helsinki/Wien - Massive Konsumenten-Täuschung sieht die Umweltschutzorganisation Greenpeace hinter dem Paneuropäischen Forst Zertifikat (PEFC). Das Gütesiegel, eine Initiative der europäischen Forstindustrie, wurde in Finnland auch an Betriebe verliehen, die Holz aus unberührten Urwäldern und aus Konfliktregionen mit Ur-Einwohnern schlägern. 50 Beispiele von ökologisch bedenklichen Quellen, die mit dem Zertifikat ausgezeichnet wurden, liegen vor. "Das ist eine Irreführung der Konsumenten, weil das Gütesiegel zwar an strenge ökologische Voraussetzungen gebunden ist, aber keiner Kontrolle unterliegt", sagt Wolfgang Pekny, Waldspezialist von Greenpeace-Österreich zu pressetext.austria. Pekny kritisiert in diesem Zusammenhang auch, dass das Zertifikat an ganze Regionen vergeben wird. Das PEFC soll in erster Linie die steigende Nachfrage der Konsumenten nach ökologisch verträglichen Holz erfüllen. Gemeinsam mit der finnischen Umwelt-Gruppe "Finnish Nature League" ist es gelungen, einen Report zu erstellen, in dem die wiederholt angeprangerten Schwächen des PEFC anhand 50 konkreter Beispiele in Finnland erstmals nachgewiesen wurde. "Der Kriterienkatalog besitzt keine Verbindlichkeit, seine Einhaltung wird kaum kontrolliert und vergeben wird das Zertifikat im Prinzip an jeden Betrieb, der sich darum bewirbt. Damit wird mit dem vermeintlich grünen PEFC-Siegel dem Käufer vorgegaukelt, ein ökologisch unbedenkliches Holzprodukt zu erwerben. Tatsächlich wird er von der Holzindustrie in die Irre geführt", kritisiert Pekny die Vergabepraxis. In Finnland sind 95 Prozent des Waldes bereits PEFC zertifiziert. "Die Beispiele im Report beweisen jedoch eindeutig, dass diese Zertifizierung sowohl Einschlag als auch Zerstörung in Urwäldern und in Gebieten mit bedrohten Arten nicht verhindert", so Matti Liimatainen, Greenpeace-Forstexperte in Finnland. So setze sich die Holzindustrie in Lappland über die hart erkämpften Rechte der Samen, der Ureinwohner dieses Gebietes, hinweg. Dabei seien auch die Bedürfnisse bei der Rentierhaltung ignoriert worden und die Habitate des in Europa vom Aussterben bedrohten Dreizehenspechtes gefährdet. "Wer ökologisch unbedenkliches Holz kaufen möchte, kann auf das FSC-Gütesiegel zurückgreifen. Die strengen ökologischen und sozialen Kriterien bzw. Auflagen dieses Gütesiegels werden von unabhängigen Prüfstellen kontrolliert und genießen das Vertrauen von Greenpeace, dem WWF und anderen internationalen Umweltorganisationen", erklärt Pekny. Das FSC-Zertifikat wurde 1993 vom Forest Stuartship Council ins Leben gerufen. "Um den aufwendigen Kontrollen des FSC zu entgehen, erfand die europäische Forstindustrie 1998 jedoch kurzerhand ihr eigenes PEFC-Pickerl", meint der Umweltschützer. "Trotz massiver Kritik des WWF und Greenpeace ist die Vergabe von PEFC-Zertifikaten in Österreich bereits im Gange. Dabei erhalten ganze Bundesländer mit einem einzigen Verfahren ein Gütesiegel. Das ist Konsumententäuschung". (pte)