"Staatsrechtlich ist Österreich sicher keine neue Republik geworden. Eine Weile lang hatte ich aber zumindest die Hoffnung, dass durch diese sogenannte Wende eine Politisierung in der Bevölkerung stattfinden könnte, die auch ein anderes Bewusstsein der Vergangenheit und der Zukunft einschließt. Nun habe ich diese Hoffnung nicht mehr. Es passiert nichts anderes als eine materielle Umverteilung. Weltweit entwickelt sich eine kleine Oligarchie und eine große Masse an Kapitalismus-Versklavten. Rot und Schwarz steuern dem auch noch zu. Haider, vielleicht weckt er deshalb so viele Emotionen, opponiert zumindest dagegen, wenn auch mit einem hinterwäldlerischen Provinzialismus. Die Proteste verliefen durchwegs friedlich, und können daher gar nicht überzogen gewesen sein. Ich empfinde sie noch immer als etwas sehr Erfrischendes. Es ist auch den Protesten zu verdanken, dass das Ansehen Österreichs im Ausland nicht nur gelitten hat. Gesellschaftspolitisch ist es natürlich ein Wahnsinn, dass sich Künstler mit den materiellen Rahmenbedingungen ihrer Existenz herumschlagen müssen. Hier hat sich unter der neuen Regierung nichts verbessert - der Gerechtigkeit halber muss man aber auch sagen: Noch hat sich auch nichts verschlechtert. Mir persönlich ist etwas deutlich geworden, das ich bis dahin so nicht gesehen habe: Es geht den meisten Kulturpolitikern nur, und zwar ausschließlich, um ihre eigene Karriere. Die Inhalte sind völlig austauschbar. Das halte ich für sehr, sehr gefährlich." (APA)
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