Wien - Einen Tag nach der mehrheitlichen Übernahme der Lauda Air durch die AUA präsentierte sich die 18-köpfige Führungscrew der AUA um klarzustellen, dass man im Konzern keine Zweifel habe, das angepeilte Synergiepotenzial von einer Mrd. S (72 Mio. Euro) innerhalb des Stammhauskonzeptes umzusetzen. Bereits sechs Wochen nach der begonnen Projektarbeit konnte "ein Synergiepoten- zial von 800 Mio. S definiert werden", sagte Franz Zöchbauer, der für die Neustrukturierung der Gruppe zuständig ist. "Ich weiß nicht, woher die Ziffer stammt, dass die AUA im Vorjahr angeblich einen operativen Verlust von einer Milliarde Schilling macht", wunderte sich Finanzchef Fritz Otti über immer wiederkehrende Meldungen. AUA-Vorstand Herbert Bammer sagte jüngst, der operative Verlust werde angesichts des schwierigen Umfelds (hoher Dollarkurs, enorm gestiegene Treibstoffpreise und Vorsorgen für die Lauda Air) maximal 200 Mio. S betragen. Das Konzernergebnis werde positiv sein. Die AUA habe im Vorjahr um 600 Mio. S Flugzeuge verkauft, illustriert Otti. Darüber hinaus seien drei MD-80-Flieger zu Marktpreisen um 400 Mio. S verkauft und zurückgeleast worden, die im Charterverkehr eingesetzt würden. Dabei handle es sich um übliche Geschäftspraktiken und keine Bilanzkosmetik. Um sich gegen die hohen Treibstoffpreise abzusichern, schloss die AUA erstmals eine Versicherung ab. Hätte sie das im Vorjahr gemacht, hätte sie sich 150 bis 200 Mio. S erspart. Von allen drei Airlines werden gemeinsam mit einem Personalberater nun die besten Mitarbeiter ausgesucht, die künftig die zentralen Bereiche besetzen. Zöchbauer betonte, dass es zu keinen Kündigungen kommen werde. Doch eine Garantie, dass jeder seinen derzeitigen Job behält, gebe es nicht. Um auf das Synergiepotenzial von einer Mrd. S zu kommen, sollen 300 Mio. S durch einen gemeinsamen Netzplan von AUA, Tyrolean und Lauda Air eingespart werden. Jeweils 100 Mio. durch einen gebündelten Verkauf und eine gemeinsame Technik, 70 bis 90 Mio. S erhofft sich die AUA durch den Abbau von Parallelitäten im IT-Bereich. 90 bis 100 Mio. S soll ein gemeinsamer Einkauf für alle drei Airlines bringen. Zusätzliche Kostenreduktion erwartet man sich durch einen gebündelten Flugbetrieb, beim Finanzwesen, im Catering und bei der Flugsteuerung. Weniger Erfreuliches hatte der AUA-Chefpilot, Walter Bock, zu berichten, der intensiv mit den Mitgliedern des Flugbündnisses Star Alliance (die AUA gehört seit dem Vorjahr dazu) zusammenarbeitet. Vor allem Airline-Vertreter aus den USA und Kanada seien ob der Zurufe aus der Politik in Sachen AUA-Vorstand und Geschäftsentwicklung irritiert. Bock: "Ein Star-Alliance-Vertreter hat mich gefragt, ob wir wieder besetzt sind." Die Mitglieder wüssten sehr genau über die Vorgänge in der österreichischen Luftfahrt Bescheid, und das "löste Köpfschütteln, Verwunderung und Empörung" aus, stellte Bock fest.

Noch im Februar wird die AUA ein Übernahmeangebot für die restlichen sechs bis sieben Prozent der Lauda Air Aktien machen, die noch im Streubesitz sind. (cr, DER STANDARD, Printausgabe 2.2.2001)