Wien/Linz (APA) - Die Sonderkommission, die in der in Wien und Oberösterreich aufgeflogenen Kinderpornoaffäre ermittelt, will rund 100 Buben zu den Vorkommnissen im Privatgymnasium und Internat Dachsberg in Prambachkirchen befragen. Die Kinder waren während jener sechs Jahre, in denen der des Missbrauchs verdächtige 33-jährige Pater die Institution leitete, dort Zöglinge gewesen. Die Beamten der Soko waren am Mittwoch zur Vorbereitung der Befragungen in Oberösterreich, sagte Chefinspektor Franz Sonnleithner vom Kommissariat Neubau.Bei zwei weiteren Kindern "Verhaltensauffälligkeiten" festgestellt Bei einer Lagebesprechung in der Sicherheitsdirektion für Oberösterreich in Linz klärten die Wiener Ermittler in Zusammenarbeit mit Beamten der oberösterreichischen Kriminalabteilung und eines Schulpsychologen die Vorgangsweise. Neben den zwölf Buben (zehn bis zwölf Jahre alt), die im vergangenen Schuljahr im Privatgymnasium und Internat der Kongregation der Oblaten des Hl. Franz von Sales mutmaßlich sexuelle Übergriffe des Geistlichen über sich ergehen lassen mussten, sollen zwei weitere Kinder, bei denen von Lehrern "Verhaltensauffälligkeiten" festgestellt worden waren, befragt werden. Zudem wollen die Kriminalisten mit sämtlichen Schülern jener Jahrgänge sprechen, als der in Untersuchungshaft sitzende Pater sechs Jahre lang Gymnasium und Internat geleitet hatte. Der Ermittlungsleiter schätzt, dass die Gespräche am Donnerstag, beginnen können. Bis zum Abschluss der Befragungen könnten "Wochen" vergehen. Schließlich sei auch zu befürchten, dass etliche Kinder wegen der Schulferien gar nicht zu Hause angetroffen werden können. Auch in Wien laufen Ermittlungen weiter "Diese Kinder jetzt einzuvernehmen, ist für uns derzeit das Vordringlichste", so Sonnleither. Nur so könne das wahre Ausmaß des mutmaßlichen Missbrauchs aufgedeckt werden. Aber auch in Wien laufen die Ermittlungen fieberhaft weiter. Mitglieder der Sonderkommission überprüfen derzeit sämtliche bei dem 54jährigen Wiener Friedrich M. und weiteren Verdächtigen sichergestellten Beweismittel. Der Mann soll bekanntlich in seiner Wohnung in Meidling nicht nur "einschlägiges" Material ins Internet gestellt, sondern auch selbst Kinderpornobilder hergestellt haben. Bisher hatte Friedrich M., ehedem Pfadfinderführer, versichert, die von ihm und teilweise mit ihm als Akteur angefertigten Fotos seien schon zehn bis zwölf Jahre alt - und damit der Tatbestand verjährt. Nach neuen Aussagen von zwei Zeuginnen hofft die Polizei nachweisen zu können, dass der Mann auch vor drei Jahren Kinder oder junge Burschen, die er in seine Wohnung gelockt haben soll, sexuell missbrauchte. Derzeit rund 150.000 Fotos sichergestellt Nach Angaben von Sonnleithner geht es in der Kinderpornoaffäre derzeit um insgesamt etwa 150.000 Fotos, darüber hinaus auf den Festplatten von Computern gespeicherte Daten, Disketten und auch Videokassetten, deren Inhalte alle gesichtet werden müssen. In Rahmen der Wiener Sonderkommission sind derzeit acht Beamte ausschließlich mit der Aufklärung der Kinderpornoaffäre beschäftigt. Polizeipräsident Peter Stiedl habe aber vorsorglich jede weitere notwendige personelle Unterstützung zugesichert, sagte Sonnleithner. LIF will Untersuchung aller Internate Das Liberale Forum (LIF) nahm die jüngsten sexuellen Übergriffe in einem Internat zum Anlass, eine Untersuchung aller, vornehmlich aber der katholisch geführten Internate in Österreich, zu fordern. Bildungssprecherin Maria Schaffenrath, regte in einer Aussendung am Mittwoch die Befragung von "SchülerInnen und ehemaligen SchülerInnen, aktiven und ehemaligen PädagogInnen sowie anderen MitarbeiterInnen der Heime" an. Schaffenrath will diese Untersuchungen den Heimen nicht per Gesetz verordnen, vielmehr strebt sie eine Kooperation zwischen entsprechenden Arbeitsgruppen und den Heimleitungen auf freiwilliger Basis an. Was dabei entstehen könnte, sei eine Art "Gütesiegel" für Internate und Konvikte, das den Eltern Sicherheit geben könne. Schaffenrath betonte, dass dies auch im Sinne gerade katholischer Einrichtungen sei, bei denen sonst das Publikum zunehmend ausbleiben würde. Die LIF-Bildungssprcherin richtete eine entsprechende Aufforderung an Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer. Der mutmaßliche Kopf des Kinderpornoringes, der 54-jährige Friedrich M., soll in seiner Wohnung in Wien-Meidling selbst einschlägiges Material hergestellt haben. "Es haben sich Zeuginnen gemeldet, die gesehen haben, wie Buben in die Wohnung gegangen sind", so Sonnleithner. M. sei zudem auf mehreren Fotos als Akteur zu sehen. (APA) Pro Jahr allein 5.000 Sexualdelikte in OÖ? Fekter: "Es wird keine Gnade geben" - FPÖ für drastische Strafverschärfung

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Landesschulrat bietet Telefonhilfe
Für Betroffene von sexuellen Übergriffen im Internat Dachsberg wurde Hotline eingerichtet