Wien - Wiens Bürgermeister Michael Häupl wurde am 14. September 1949 als Sohn einer ÖVP-nahen Lehrerfamilie im niederösterreichischen Altlengbach geboren. Aus dem Benediktinerkonvikt Seitenstetten wegen jener "Aufmüpfigkeit" hinausgeworfen, die sein Vorgänger Helmut Zilk nach eigenen Worten so schätzen gelernt hat, maturierte er 1968 im Bundesrealgymnasium Krems, wo er kurzfristig auch einer schlagenden Studentenverbindung beitrat.
1968 begann er an der Universität Wien sein Studium der Biologie und Zoologie. Bereits zwei Jahre vor seiner Promotion im Jahre 1977 - Dissertationsthema: Die Schädelkinetik bei Gekkoniden, vorwiegend im tropischen und subtropischen Raum lebenden Kleinechsen - begann Häupl als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Wirbeltier-Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien zu arbeiten. Während seines Studiums wurde Häupl von Josef Cap für den Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ) angeworben. Dort legte er sich - u.a. gemeinsam mit Peter Pilz, dem letzten AZ-und nunmehrigen News-Chefredakteur Peter Pelinka und Brigitte Ederer - mit SPÖ-Chef Bruno Kreisky an, der den VSStÖ daraufhin mit Verachtung und finanzieller Aushungerung strafte. 1975 bis zu seinem Studienende 1977 war Häupl dann selbst Bundesvorsitzender des VSStÖ, ein Jahr zuvor war er der SPÖ beigetreten. 1982 wird er Landesvorsitzender der Jungen Generation Wien. 1983 zog der mittlerweile zum Ottakringer gewordene Häupl in den Wiener Gemeinderat ein, wo er bald den Vorsitz des Umweltausschusses übernimmt. Am 29. Jänner 1988 folgte er auf Wunsch Helmut Zilks dem wegen einer Veruntreuungsaffäre zurückgetretenen - und in der Folge auch verurteilten - Helmut Braun als Wiener Umweltstadtrat nach. Er widmete sich vor allem intensiv und erfolgreich dem Aufbau des Mülltrennungssystems in Wien und nahm das Altlastenproblem mit Deponiesanierungen, den Wiederaufbau der abgebrannten Müllverbrennungsanlage Spittelau und den umweltadäquaten Umbau der Simmeringer Sondermüllverbrennungsanlage EBS in Angriff. Vom langjährigen Vizebürgermeister und Finanzstadtrat Hans Mayr übernahm der Umweltstadtrat schließlich am 23. April 1993 den Vorsitz der Wiener SPÖ. Von diesem Zeitpunkt an galt er als Favorit für die Nachfolge von Helmut Zilk. Offiziell wurde diese Nominierung schließlich am 5. September 1994, zwei Tage nachdem der Bürgermeister seinen schon länger erwarteten Rücktritt für den 7. November angekündigt hatte. Als Wiener Bürgermeister hat Häupl vor allem die Stadtaußenpolitik zu neuen Höhen geführt. Reger Kontakt mit den Bürgermeistern benachbarter Städte - Prag, Budapest, Pressburg - aber auch intensiver Kontakt mit Israel und Palästina haben das ansonsten recht locker agierenden Wiener Stadtoberhaupt einige beachtliche außenpolitische Erfolge beschert. So besuchte Häupl während der überaus heiklen Phase in Österreich im letzten Jahr Israels Premier Ehud Barak und Yassir Arafat. Wien investiert auch hohe Beträge in städtebauliche Programme im palästinensischen Nablus. (APA)