Nahezu an jeder der sechs österreichischen Kunst- und Musikuniversitäten herrscht Besorgnis. Man matcht sich mit dem Wissenschaftsministerium ob desaströser Infrastrukturen - oder streitet intern. Eines der Hauptprobleme ist das "Kippen" der ehemaligen Hochschulen in Universitäten, das laut Gesetz spätestens mit 1. März zu erfolgen hätte. Die Akademie Am Schillerplatz liegen die Nerven blank. Man spricht von Denunziation und will die Staatsanwaltschaft einschalten. Denn am Mittwoch wurde von Unbekannten eine Liste mit zwölf Personen affichiert, die im Jänner vom Rektorat mit "Leistungsprämien" in der Höhe von bis zu 20.000 Schilling bedacht wurden. Auf dieser befindet sich auch Michael Herbst, der als enger Vertrauter von Noch-Rektor Carl Pruscha gilt - und (zusammen mit Werner Würtinger) Wunschkandidat des designierten Rektors Boris Groys für das Amt des Stellvertreters ist. Die Aktion hat ihre Gründe: Herbst und Würtinger wurden vom Universitätskollegium als Vizerektoren abgelehnt, doch Groys besteht auf seinen beiden Kandidaten, und so findet heute, Freitag, die Wiederholungswahl statt. Aber egal, wie die Abstimmung ausgeht: Zeitgerechtes "Kippen" scheint nicht mehr möglich. Denn Groys, Professor in Karlsruhe, befindet sich in den USA und will erst wieder Ende Februar in Wien weilen. Zudem ist der Vertrag noch nicht ausverhandelt worden. Das erste und letzte Gespräch mit Peter Seitz, dem zuständigen Abteilungsleiter im Wissenschaftsministerium, fand Mitte Dezember statt: "Groys wurde gebeten, Art und Umfang seiner künftigen Tätigkeit in Karlsruhe näher zu spezifizieren. Aber das hat er noch nicht gemacht." Hinzu kommt, dass Hans Hallwirth, Vorsitzender des Dienststellenausschusses, eine Aufsichtsbeschwerde über die Vorgänge bei der Rektorswahl einreichte. Die Akademie sei, laut Seitz, der Aufforderung, Unterlagen und Stellungnahmen abzugeben, bis jetzt nicht nachgekommen. Mittlerweile langte eine weitere Beschwerde von Hallwirth ein, die ebenfalls Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens ist. In diesem wird Pruscha vorgeworfen, eigenmächtig eine Professorin ernannt zu haben. Musikuniversität Wien Sicher nicht in der Zeit wird die Musikuniversität kippen. Das Kollegium beschloss zwar eine neue Institutsgliederung, doch das Ministerium verweigerte seine Zustimmung, da gesetzliche Vorgaben nicht erfüllt worden seien. Die Uni brachte nun Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof ein: Man besteht auf getrennten Instituten für Instrumente als Konzertfach und als Teil der pädagogischen Ausbildung. Denn Pianisten würden eben eine andere Ausbildung als Musiklehrer benötigen. Seitz beteuert, niemanden gängeln zu wollen; in der Uni hingegen beklagt man, dass es mit der versprochenen Autonomie nicht weit her sei. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Es wurde aber nun beschlossen, die Frist für das Kippen um ein Jahr zu verlängern. Sollte es der Uni bis dahin nicht gelingen, einen konsensfähigen Vorschlag zu unterbreiten, wird das Ministerium aktiv eingreifen. Das zweite Problem ist die Raumsituation: Man verfüge zwar, so Kollegiumsvorsitzender Werner Hasitschka, über eine "schöne Kulisse" (die ehemalige Veterinärmedizin), doch dahinter warte das Grauen. Es gebe nur "Ruinen", die ohne Sanierung nicht verwendet werden können. Die Uni sei daher auf 22 Standorte verteilt. Eine Zusage, das Hauptgebäude zu sanieren, habe das Ministerium aber bis dato nicht gegeben. Die Angewandte Die Veranstaltungspolizei stellte in der Angewandten "gravierende Sicherheitsmängel" fest: Es gibt keine ausreichenden Fluchtwege, und die Hörsäle, in denen sich oft über 100 Studenten aufhalten, dürften nur für maximal 30 Personen zugelassen werden. Rektor Gerald Bast spricht von "katastrophalen" Zuständen: Um keine Leben zu gefährden, müsste er eigentlich Teile des Gebäudes schließen. Eine Verbesserung der Situation verspricht der Dachgeschoss- Ausbau, aber dieser würde sich immer mehr verzögern. Musikuniversität Graz Bereits vor drei Jahren gewann Ben van Berkel den Wettbewerb um das Haus für Musik und Musiktheater ("Mumuth"), die Detailplanung ist längst abgeschlossen, doch noch immer fehlt die Finanzierungszusage aus Wien (180 Millionen Schilling). Mozarteum Salzburg Dieser Tage verabschiedete das Mozarteum, dessen Hauptsitz am Mirabellplatz seit 1998 geschlossen ist, eine Resolution. Man beklagt die provisorische Unterbringung an zehn Orten, die zu Qualitätsverlusten geführt habe. Zudem sei es angebracht, "eine positive Meldung" dem weltweit verbreiteten Ruf, "das Mozarteum sei wegen eines Giftskandals geschlossen", entgegenzusetzen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.2.2001)