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Foto: Reuters/Mircovic
Washington/Los Angeles - Als Rekonvaleszent nach einer Hüftoperation begeht der 40. US-Präsident Ronald Reagan am 6. Februar im eleganten Stadtteil Beverly Hills von Los Angeles seinen 90. Geburtstag. Das wird nach Auskunft seiner Sprecherin Joanne Drake zurückgezogen geschehen, denn der einst lebensfrohe Mann leidet an der tückischen Alzheimer-Krankheit. Nach Presseberichten ist die Erkrankung inzwischen so weit fortgeschritten, dass der frühere Präsident keinerlei Erinnerung mehr an seine Amtszeit hat und nur noch seine Frau erkennt. Zuletzt war Reagan vor zehn Jahren, an seinem 80. Geburtstag, persönlich bei einer Feier mit viel Prominenz anwesend. Er hielt engen Kontakt mit seinen Freunden von Film, Fernsehen und Politik, solange es ihm nach der Entdeckung der Alzheimer-Krankheit im Jahr 1994 möglich war. Vorher hatte er große körperliche Robustheit bewiesen. Am 30. März 1981 überlebte er einen Mordanschlag des Attentäters John Hinckley. Eine Kugel blieb nur wenige Zentimeter von seinem Herzen entfernt stecken. 1985 wurde er an Darmkrebs, 1987 an Prostatakrebs operiert. Reagan war stets ein begnadeter Selbstdarsteller. Ob der ehemalige Sportreporter, Hollywood-Schauspieler und Gouverneur von Kalifornien auch ein "großer" Präsident war, ist umstritten. Fest steht, dass ungewöhnlich viele seiner Landsleute ihn tief verehren. Er gab ihnen als Präsident (1981-89) nach einem Jahrzehnt der Selbstzweifel wegen des Vietnamkriegs und der Watergate-Affäre den Glauben an ihr Land zurück. Das zählte, die liberalen Kritiker mochten ihn noch so schmähen. Die Iran-Contra-Affäre um geheime Waffenlieferungen an den Iran und illegale Finanzhilfe für die Contra-Rebellen in Nicaragua (1986) änderte daran nichts. Gespaltene Bilanz Die politische Bilanz Reagans, der am 6. Februar 1911 in Tampico (US-Staat Illinois) zur Welt kam, ist gespalten. Er begann im Weißen Haus als "Kalter Krieger", die Sowjetunion nannte er noch 1983 ein "Reich des Bösen". Er unterstützte Widerstandsgruppen in Krisenherden wie Afghanistan getreu der nach ihm getauften Reagan-Doktrin. Dann wandelte er sich zum Realpolitiker. Mit dem letzten sowjetischen Partei- und Staatschef, Michail Gorbatschow, schloss er 1988 den ersten echten Abrüstungsvertrag, das INF-Abkommen zur Vernichtung atomarer Mittelstreckenraketen. Washington und Moskau begannen, mäßigend auf regionale Konflikte einzuwirken. Unvergessen ist, wie Reagan am Brandenburger Tor in Berlin Gorbatschow beschwörend dazu aufrief, die Mauer einzureißen. Obwohl erklärter Gegner eines "Big Government", brachte es der Republikaner fertig, die Staatsschulden auf die damalige Rekordhöhe von 2.600 Milliarden Dollar (2.798 Mrd. Euro/38.499 Mrd. S) zu treiben. Die Folgen von "Reagonomics", einer gleichzeitigen Steuersenkung und aggressiven Ausgabenpolitik für militärische Projekte, sind bis heute nicht ganz überwunden. Mehrere von Reagan verfolgte Ideen wie die Entwicklung eines weltraumgestützten Abwehrsystems gegen Atomraketen (SDI) erwiesen sich als teure "Flops" - aber auch langlebig. Der neue US-Präsident George W. Bush liebäugelt erneut mit einem Abwehrsystem (NMD), das zumindest eine starke Weltraumkomponente haben soll. (dpa)