Kindberg - Der Anschlag trug die Handschrift eines Racheakts: Eine Ladung militärischen Sprengstoffs zerfetzte das Auto des pensionierten Spielwarenhändlers Adolf F. (64). Die tödliche Bombe ging im Oktober des Vorjahres hoch. Direkt vor dem Gendarmerieposten der kleinen, obersteirischen Stadtgemeinde Kindberg. Jetzt ist ein Verdächtiger in Haft. Weil Adolf F. seit den Neunzigern einen Autohandel mit der Slowakei aufgezogen hatte, war bald die so genannte Ost-Mafia als Urheber des Anschlags im Gespräch. Auch der gefundene Sprengstoff "Hexogen", fast nur in östlichen Ländern zu kriegen, wies darauf hin. Die steirischen Ermittler traten jedoch auf der Stelle. Drei Monate nach der Tat kommt Bewegung in die Aufklärung des spektakulären Mordes. Denn vor wenigen Tagen wurde der Ukrainer Alexander G. von der slowakischen Polizei festgenommen. "Er wurde vorderhand wegen Verdachts des versuchten Millionenbetrugs verhaftet. Ob ein direkter Zusammenhang mit der Autobombe besteht, wissen wir noch nicht", relativiert Staatsanwalt Thomas Mühlbacher vom zuständigen Landesgericht Leoben. Dennoch gilt der Ukrainer, der im Vorjahr wegen Steuerhinterziehung in einem slowakischen Gefängnis saß, als einer der Hauptverdächtigen. Versicherungsbetrug Denn er soll als Ehemann der jungen slowakischen Geschäftspartnerin des Mordopfers, Andrea Sch., in Österreich Autos geleast haben. Und diese dann verschwinden haben lassen. Um die Versicherungssumme zu kassieren. "So etwas macht man nicht alleine", fügt Mühlbacher im Hinblick auf etwaige Verbindungen mit zur Organisierten Kriminalität (OK) hinzu. Weiters sei Alexander G. in Immobilien-Transaktionen des Mordopfers in der Slowakei involviert gewesen. Ob sich der Ukrainer zur Tatzeit in Kindberg aufgehalten hat ist bislang noch unbewiesen. "Hier müssen wir noch auf die Details der slowakischen Ermittlungen warten", meint Mühlbacher. Deshalb würden die steirischen Beamten auch Andrea Sch. nochmals einvernehmen. Fest steht, dass sich das spätere Mordopfer von den slowakischen Partnern betrogen gefühlt hatte. Denn Adolf F. erstattete wenige Tage vor seinem Tod eine Anzeige in der Slowakei. Das könnte sein Todesurteil gewesen sein. (DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.1.2001)