Bild nicht mehr verfügbar.

REUTERS/Mian Khursheed
Islamabad - Die Vereinten Nationen haben nochmals vor einer bevorstehenden humanitären Katastrophe in Afghanistan gewarnt. UNO-Koordinator Eric de Mul sagte am Freitag in Islamabad eine "dramatische" Verschlechterung der Lage voraus. Die UNO habe sich "mit der Tatsache abgefunden, viele Menschen sterben zu sehen", fügte de Mul unter Hinweis auf die Situation im Westen Afghanistans hinzu. Die afghanische Zeitung "News" berichtete am Freitag unter Berufung auf den Chef der Behörde für Flüchtlingsrückführung, in den Flüchtlingslagern um die Stadt Herat seien bei eisigen Temperaturen mehr als 500 Menschen gestorben. In den Lagern befinden sich rund 80.000 Menschen, die wegen anhaltender Dürre und wegen des Bürgerkrieges ihre Heimatorte verließen. Am Mittwoch hatte die UNO bereits den Kältetod von mehr als hundert Flüchtlingen in der Region innerhalb einer Woche gemeldet. Die Temperaturen in Herat und Umgebung lagen in den vergangenen Tagen bei minus 25 Grad Celsius. Den Flüchtlingslagern mangelt es vor allem an Decken und Zelten. In den Lagern um Herat kommen nach UN0-Angaben jeden Tag 300 bis 500 neue Flüchtlinge an. Ende vergangenen Jahres hatte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) bereits gewarnt, dass ohne Hilfen 500.000 bis eine Million AfghanInnen in den kommenden Monaten verhungern könnten. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Staatengemeinschaft zu einem entschlossenen Vorgehen gegen das "terroristische" Fundamentalisten-Regime der Taliban aufgerufen, das mehr als 90 Prozent der Fläche Afghanistans kontrolliert. In den Taliban-beherrschten Gebieten würden Minderheiten verfolgt und vor allem Frauen entrechtet und gedemütigt. Die Taliban hätten überall dort, wo sie auf starken Widerstand stießen, die Häuser und die Ernte verbrannt, um eine baldige Rückkehr der Flüchtlinge zu verhindern. Die GfbV wirft den Taliban schwerste Menschenrechtsverletzungen vor, der Schrecken könnte noch Jahre andauern. (APA)