Wien - Massive Kritik am Vorgehen des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Ariel Muzicant, kommt nun vom Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender. Muzicant hatte am Tag der Beschlussfassung des Entschädigungspakets für NS-"Arisierungs"-Opfer im Nationalrat erklärt, die in Washington endausverhandelten Verträge nicht mitzutragen. In den USA hatte der IKG-Präsident nach eigenen Angaben lediglich vorbehaltlich parafiert. Im Gespräch mit der "Presse" (Freitag-Ausgabe) kritisiert Holender, selbst mosaischen Glaubens, die IKG werde durch ihren Vorstand "verbal extrem reißerisch und extrem unsachlich formulierend" vertreten. Auf die Ablehnung Muzicants könne man nur sagen: "Na und?" Holender: Was in einem halben Jahrhundert bedauerlicherweise nicht geschehen sei, "ist jetzt vollbracht". Der österreichische Staat zahle 5,2 Mrd. S als Restitutionsentschädigungen für zwischen 1938 und 1945 in diesem Land geraubtes Vermögen den noch lebenden Opfern und deren Nachkommen zurück. "Es ist keine Wiedergutmachung, weil man kann nicht Geschehenes ungeschehen machen. Aber es ist geschehen, was lange, sehr lange nicht geschehen ist", so Holender. "Maßgebliche und kompetente Persönlichkeiten haben dieser Einigung zugestimmt. Nicht nur alle Parlamentsparteien unseres Landes, die nahezu 100 Prozent die Bevölkerung vertreten, sondern auch der Sonderbeauftragte (Ernst, Anm.) Sucharipa und der US-Staatssekretär (Stuart Eizenstat, Anm.)." Es sei also "Gutes vollbracht". Das gebiete Anerkennung und Respekt. "Nicht Dank, weil es sollte selbstverständlich sein, dass man Gestohlenes zurückgibt." Und jetzt sage sehr laut der Vorsteher einer Wiener Gemeinde "Nein, ich bin dagegen und will für diese Gemeinde auch noch etwas davon oder dazu haben", kritisierte der Staatsopern-Direktor. . (APA)