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Foto: REUTERS/ X00353/ BENOIT DOPPAGNE
Wien - Kritik an den bestehenden Kontrollsystemen für Gütesiegel und Bio-Produkte übten heute der Vorstand des Verbandes Ernte für das Leben, Herbert Allerstorfer . "Die Hälfte der Kontrollzeugnisse funktioniert in der Praxis nicht." Ohne zusätzliche Systeme sei eine sichere Kennzeichnung der Produkte nicht möglich. Auch AMA-Chef Georg Schöppl verlangte zusätzlich zur Produktkontrolle eine durchgehende Prozesskontrolle und die Schaffung unabhängiger Einrichtungen, die die Qualität der Kontrollen absichern soll. Gütesiegeln sind unzureichend "Die jetzt bestehende Systeme in der EU sind gut gemeint, aber unzureichend und in der Praxis zu vergessen", kritisierte Allerstorfer die bestehende Form von Gütesiegeln, die von - amtlich zugelassenen" - privaten Kontrollstellen geprüft werden. Die Systeme seien international nicht durchschaubar, außerdem sei die Qualität der Prüfung sehr vom Auftraggeber abhängig. "Oft wird eben die billigste Methode genommen", so der Ernteverbands-Obmann. "Wenn kein unabhängiges Sicherheitssystem für Bioprodukte und Gütesiegel geschaffen wird, sind wir auf verlorenem Posten", fasste er zusammen. Der Ernteveband selbst, der dies bisher versucht habe, sei seit der Kürzung seiner Mittel nicht mehr dazu in der Lage. Qualität nicht zum Nulltarif Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Kontrollen sowie eine unabhängige Einrichtung zur Qualitätssicherung bei den unterschiedlichen Gütesiegeln forderte auch AMA-Chef Schöppl. Dennoch seien Kontrollen kein Allheilmittel und Sicherheit und Qualität nicht zum Nulltarif zu haben. Bei lebensmittelrechtlichen Verstößen soll nicht nur der Produzent strafrechtlich verfolgt werden. Der Handel soll zur Hälfte mithaften, forderte der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer. Hersteller würden durch den Handel unter Preisdruck gesetzt, die Produzenten seien an einige wenige Lebensmittelketten gebunden. Auch der Handel selbst, räumte Pollmer ein, sei gleichzeitig Opfer dieses Systems. Bei einer Mithaftung aber würde das "Preisfeilschen" nicht länger allein im Mittelpunkt stehen, Qualitätsdenken würde gefordert, so der Experte: "Dann überlegt man auch, wenn etwas zehn Groschen billiger werden soll, wieviele Skandale man sich damit einhandelt." Höhere Strafen für "Lebensmittelsünder" Pollmer forderte für die künftige zentrale EU-Lebensmittelbehörde sowohl polizeiliche Befugnisse als auch politisches Gewicht, um rechtzeitig und rasch Maßnahmen gegen Tierseuchen setzen zu können. Sanktionen für "Lebensmittelsünder" sollten sich am Schaden orientieren, sagte Pollmer und trat für höhere Strafen ein. "Der Mangel im Kontrollsystem beginnt beim Stall bzw. beim Feld", sagte der Leiter des Vereins für Konsumenteninformation, Hannes Spitalsky, der sich ebenfalls für eine bessere Koordination der Überwachungsorgane aussprach. (APA)