Oslo/ Wien - Die Frage, was wir nach dem Medikamentenskandal in der Schweinezucht und nach der BSE-Krise noch bedenkenlos essen können, ist immer schwerer zu beantworten. Jetzt warnen internationale Experten dringend davor, auf den Verzehr von Lachs und Krabben zu setzen - weitgehender Verzicht sei geraten. Die Tiere seien mit krebserregenden Dioxinen schwer belastet. Der österreichische Ernährungsforscher Klaus Rhomberg gesteht: "Ich habe gänzlich darauf verzichtet, Lachs zu essen." Und: Ja, auch Österreich sei davon betroffen, durchaus. "Auch bei ihnen kommen ja Lachs und Krabben auf den Tisch", sagt Kaare Olerud, Informationschef der Naturschutzorganisation "Naturvernforbundet" der Norwegian Society for the Conservation of Nature. Die Umweltorganisation hat kürzlich mehrere aktuelle Studien aus Kanada, Schweden, Norwegen und Schottland übereinander gelegt und daraus den Schluss gezogen, dass Lachse und Krabben weit überhöhte Konzentrationen an Dioxinen, zu denen auch die gefährlichen PCB (Polychlorierten Biphenylen) zählen, enthalten. Der "Naturvernforbundet" - eine Schwesterorganisation von Global 2000 - schloss an ihre Expertise die Warnung an: Wild- und Zuchtlachs sollten höchstens einmal in der Woche, Krabben nur einige Male im Jahr gegessen werden. 250 Gramm Lachs wöchentlich würden ausreichen, um einen Menschen durchschnittlicher Statur an die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Rückstandshöchstgrenze heranzubringen. "Bei Krabben der nördlichen Meere reichen bereits einige Mahlzeiten pro Jahr", sagt Kaare Olerud in einem Gespräch mit dem Standard. "Wir stehen vor einem Riesenproblem", fügt Olerud hinzu. Ein Befund, dem der Innsbrucker Umweltmediziner Klaus Rhomberg beipflichtet: "Eine heiße Sache, die ja weit über die Lachse hinaus geht. Die Dioxine sind praktisch überall. Auch bei uns." Eines der Grundübel sind die Polychlorierten Biphenyle (PCB). PCBs wurden seit den 30er-Jahren zur Herstellung von Farben, Schiffslacken, Plastik, Hydraulikölen, in Transformatoren und Schmierstoffen verwendet. Seit damals gelangen sie in die Umwelt und sind nun in hochgefährlichen Konzentrationen zu finden. PCB kann - über die Nahrungskette aufgenommen - Konzentationsprobleme, Schwächungen des Immunsystems, Bronchitis, Unfruchtbarkeit, aber auch Krebs auslösen. "Wir wollen mit unsere Untersuchungen nun endlich weltweit auf dieses große Problem hinweisen", sagt Kaare Olerud, dessen Organisation von der norwegischen Regierung fordert, rasch ein Programm zur PCB-Säuberung der kontaminierten Fjorde und Küsten zu starten. (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 3.1.2001)