Nun rollt auch die Versorgung von Alten und Kranken mit täglichem Essen auf Sparkurs. "Essen auf Rädern" soll nur noch jenen täglich zugestellt werden, die so hilfsbedürftig sind, dass sie Pflegegeld beziehen. Alle anderen können nur mehr mit einem einmalig zugestellten Menü-Paket für die ganze Woche rechnen. Generell eingestellt werden soll die Anlieferung an Sonntagen. Außerdem müssen Oma und Opa künftig mehr zahlen, dürfen es aber nicht mehr in bar tun. Wien ist nur der Anfang. Auch die anderen Bundesländer werden durch die Sparvorgaben der Bundesregierung zu Sparmodellen im Sozialbereich gezwungen werden. Gewiss ist bereits: In der Bundeshauptstadt müssen die sozialen Dienste durch diese Maßnahmen heuer 23 Millionen Schilling hereinbringen. Tatsache ist aber auch: Gemessen an den notwendigen Einsparungen der Länder sind dies "Peanuts". Die Auswirkungen auf die Betroffenen sind jedoch beträchtlich. Nicht nur, dass wieder einmal bei den Hilfsbedürftigen geknausert wird, die sich im wahrsten wie auch im übertragenen Sinne des Wortes nicht helfen können, trifft es auf der anderen Seite - vor allem weibliche - Beschäftigte, die ohnehin schlecht bezahlt sind und nicht aufschreien. Bei Essen auf Rädern sind nämlich vor allem Frauen tätig, die als Wiedereinsteigerinnen Zugang zum Arbeitsmarkt suchen. Kommen die Essenszusteller nur noch einmal die Woche, verringert sich auch die soziale Kontrolle, die vor allem bei Älteren wichtig ist. Aber das kann man ja dann wieder den Frauen des Familienverbandes umhängen. "Mehr privat" zieht dann auch wieder in der Altenpflege ein. Mehr soziale Fantasie wäre gefragt gewesen, denn diese Maßnahme ist sozial treffsicher, sie trifft aber die Falschen. (DER STANDARD, Printausgabe 3.2.2001)