Paris - Nach der Veröffentlichung des Adress-Verzeichnisses des wegen Korruption angeklagten Alfred Sirven haben mehrere französische Politiker Verbindungen zu dem früheren Elf-Manager dementiert. Ex-Außenminister Herve de Charette sagte am Donnerstag dem Sender Europe 1, er habe keinen Kontakt zu Sirven gehabt. Allerdings habe er mit einer Elf-Stiftung zu tun gehabt, die ihm bei der Finanzierung eines Festes in seiner Heimatstadt behilflich gewesen sei. Das Verzeichnis, das am Mittwoch auf der Website der Zeitung "Le Parisien" und später in "Paris Match" veröffentlicht wurde, enthält mehr als 200 Namen, darunter Politiker, Industrielle und Gewerkschafter. Der Anwalt von Jean-Christophe Mitterrand, dem Sohn des verstorbenen französischen Präsidenten Francois Mitterrand, nannte es nicht überraschend, dass sich der Name seines Mandanten in dem Verzeichnis finde. Jean-Christophe habe als Afrika-Berater seines Vaters von 1986 bis 1993 des öfteren mit dem staatlichen Elf-Konzern zu tun gehabt, dessen Firmenpolitik auch die Förderung französischer Interessen in Afrika vorgesehen habe. Elf ist inzwischen Teil des privaten Konzerns TotalFinaElf. Jean-Christophe Mitterrand wird eine Verwicklung in Waffengeschäfte vorgeworfen. Er soll zu Beginn der 90er Jahre am Verkauf russischer Waffen an das damalige Bürgerkriegsland Angola beteiligt gewesen sein. Anfang Jänner war Mitterrand gegen Kaution aus der Untersuchungshaft freigekommen. Der liberale Abgeordnete Francois d'Aubert sagte, sein Name finde sich in der Adressliste, weil er Sirven Anfang der 80er Jahre als Manager einer Fabrik im Umland der Stadt Mayenne kennen gelernt habe. Damals sei Sirven "ein ehrenwerter Mann" gewesen und viele Menschen hätten Kontakte zu ihm gepflegt. Das Verfahren, in dem gegen Sirven zunächst in Abwesenheit verhandelt wurde, hatte vor zwei Wochen begonnen. Sirven war nach seiner Festnahme auf den Philippinen am Dienstag nach einem Zwischenaufenthalt in Deutschland nach Frankreich ausgeliefert worden. Nach dem ersten Auftreten Sirvens vor Gericht vertagte die Richterin den Prozess am Mittwoch auf den 12. März, um Sirven Zeit zur Vorbereitung seiner Verteidigung zu geben. Dem heute 74-Jährigen wird vorgeworfen, als Vertrauter von Elf-Chef Loik Le Floch-Prigent Schmiergelder in die Politik geleitet zu haben. Prominente Mitangeklagte sind Ex-Außenminister Roland Dumas und dessen frühere Geliebte Christine Deviers-Joncour. Auch nach Deutschland soll der damals staatliche Konzern Elf im Zusammenhang mit dem Kauf der Leuna-Raffinerie in Ostdeutschland Anfang der 90er Jahre Bestechungsgeld gezahlt haben. (APA/Reuters)