Nahost-Konflikt
Sharon: Jerusalem bleibt ungeteilte Hauptstadt
Likud-Kandidat auch bei jüdischen Siedlungen und Flüchtlingsrückkehr unnachgiebig
Wien/München - Der rechtsgerichtete Kandidat bei den israelischen Ministerpräsidentenwahlen, Ariel Sharon, ist offenbar nicht bereit,
auch nur einen Zentimeter Bodens von Jerusalem unter palästinensische Verwaltung zu stellen. Der Favorit bei den Wahlen am Dienstag sagte
in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagzin "Focus" laut einem Vorausbericht von Samstag: "Jerusalem ist seit 3000 Jahren die
Hauptstadt des jüdischen Volkes. Vereint und ungeteilt wird es für immer die Hauptstadt Israels bleiben".
Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Teile der Altstadt Jerusalems unter palästinensische Kontrolle kämen, antwortete Sharon: "Die
Altstadt ist das Herz des jüdischen Volkes, Man kann ein Herz nicht teilen."
Wenig kompromissbereit
Auch bei den Streitpunkten der jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten und der palästinensischen Flüchtlinge gab sich der
Herausforderer von Premier Ehud Barak wenig kompromissbereit. Die jüdischen Siedlungen lägen "alle in Sicherheitszonen, die Israel auch
zukünftig in seinen Händen halten sollte. Daher sehe ich nicht, dass man sie evakuieren sollte. Sie werden dort bleiben."
Zugleich verwies er darauf, dass alle Regierungen der letzten 33 Jahre die gleiche Siedlungspolitik betrieben hätten, auch Baraks Regierung habe
weitergebaut. Bei der Lösung des Flüchtlingsproblems sieht der Likud-Politiker vor allem die arabischen Nachbarstaaten in der Pflicht: "Wir
können die Flüchtlinge nicht hereinlassen. Die einzige Lösung, die es gibt, lautet: Sie müssen in den Ländern, in denen sie leben, angesiedelt
werden."
"Entmilitarisierter" Palästinenserstaat
Dennoch glaubt Sharon, nach einem Wahlsieg einen Frieden mit den Palästinensern erreichen zu können. Er habe einen Plan und glaube an den
Frieden. Er wisse, dass dazu Kompromisse notwendig seien. Aber dabei müsse man sehr darauf achten, dass "der Friede den israelischen
Bürgern Sicherheit bringt, und zwar nicht nur zur Wahlzeit. Es sollte ein Frieden für Generationen sein."
Als Ergebnis einer Verhandlungslösung könne er sich einen "entmilitarisierten" Palästinenserstaat vorstellen, der nur "Polizeikräfte mit leichten
Waffen" unterhält. Israel werde das Recht behalten, über das Gebiet zu fliegen und den "Palästinensern sollte nicht erlaubt sein, Allianzen zu
knüpfen mit den Gegnern Israels". (APA)