Berlin - Die deutsche Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will Gentests an im Reagenzglas befruchteten Eizellen noch vor dem Einsetzen in den Mutterleib zulassen. Pläne ihrer Amtsvorgängerin Andrea Fischer (Grüne) für ein vollständiges Verbot werde sie in die kommenden Beratungen nicht mehr einbringen, sagte Schmidt der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe). Den Kurswechsel bei dieser so genannten Präimplantationsdiagnostik (PID) begründete Schmidt damit, dass genetische Untersuchungen des Embryos auf schwere Erbkrankheiten innerhalb des Mutterleibs bereits zugelassen seien. Eine Absage erteilte Schmidt dem Klonen von Embryos zu Forschungszwecken. "Warum sollte ich die Frage nach schweren Erbkrankheiten stellen dürfen, wenn der Embryo im Mutterleib eingenistet ist, und nicht, wenn er sich noch im Reagenzglas befindet", sagte Schmidt. "Den Spagat, das eine erlaubt zu haben und das andere verbieten zu wollen, kann ich nicht nachvollziehen." Ihre Vorgängerin Fischer, die am 9. Januar im Zusammenhang mit der BSE-Krise zurückgetreten war, hatte ein Verbot der PID angestrebt. Fischer wollte damit eine nach ihrer Ansicht ethisch unvertretbare Auswahl von Embryonen verhindern. Auf keinen Fall Herstellung zur Vernichtung Hinsichtlich der Stammzellenforschung will Schmidt den restriktiven Kurs Fischers fortsetzen. Die so genannte verbrauchende Embryonenforschung sei nach geltendem Recht verboten. "Ich sehe keinen Bedarf, dies zu ändern." Auf keinen Fall dürften "Embryonen nur hergestellt werden, um sie zum Zwecke der Forschung wieder zu vernichten". Das Gleiche gelte für das therapeutische Klonen von embryonalen Stammzellen. Schmidt plädierte dafür, die Forschung auf erwachsene Stammzellen oder auf Zellen aus der Nabelschnur zu beschränken. Experten versprechen sich von der Stammzellen-Forschung neue Therapiemöglichkeiten für Krankheiten wie Diabetes und Leukämie. Als erstes europäisches Land hatte Großbritannien dazu jüngst das Klonen von embryonalen Stammzellen erlaubt. (APA/Reuters)