Augsburg - Das Dialektsterben in Bayern lässt sich nach Expertenansicht kaum aufhalten. "Heute werden drei Dialekt sprechende Kinder in einer Münchner Schulklasse ja bereits als Sensation gefeiert", sagt der Augsburger Sprachwissenschaftler und Dialektforscher Werner König. Vor allem Mundarten, die nur in einem kleinen Gebiet gesprochen werden, drohe mit dem Rückzug des bäuerlichen Lebens aus dem Alltag das Aus. Die groben Sprachgrenzen blieben allerdings erhalten. Auch in hundert Jahren werde man den "Preiß" vom Bayern unterscheiden können, sagte König. Der Wissenschaftler beschäftigt sich als Professor für Sprachwissenschaft an der Universität Augsburg seit vielen Jahren mit Dialekten und hat mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht. Sozialisation via TV Die Gründe für den Verlust der Dialekte sind aus seiner Sicht vielfältig. Ob jemand später Dialekt spreche, entscheide sich in der Jugend. "Die Kinder meinen heute, sie müssten so reden, wie diese ganzen Jung-Schauspieler in den täglichen Fernseh-Seifenopern reden." Dazu komme eine starke Erwartungshaltung in der Gesellschaft und vor allem auch im Beruf. Wer eine Banklehre beginne, gewöhne sich seinen Dialekt ganz schnell ab. "Das wird vom Arbeitgeber doch erwartet", sagte König. Vor allem in international ausgerichteten Wirtschaftszentren wie München bleibe für die Mundart immer weniger Platz. Durch starken Zuzug aus dem Norden, werde dort der Dialekt für immer weniger Menschen verständlich. Patentrezepte für eine verstärkte Förderung der Mundarten gibt es nach Ansicht von König nicht. Von staatlich verordneten Lektionen hält der Sprachwissenschaftler allerdings wenig. "Es hilft nichts, wenn Kinder in der Schule ein paar Mundart-Gedichte lernen müssen." (APA/dpa)