Augsburg - Im Augsburger Landgericht kennt sich der ehemalige Schatzmeister der deutschen Christdemokraten (CDU), Walther Leisler Kiep, schon gut aus. Vor rund 14 Monaten erzählte er den Staatsanwälten dort von der Millionenspende des Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber - und brachte damit die CDU-Parteispendenaffäre ans Licht. Kommenden Freitag kommt der 75-jährige Kiep wieder in das Landgericht Augsburg - diesmal als Angeklagter. Offiziell muss er sich wegen eines privaten Steuerdelikts verantworten. Doch viele hoffen, dass Kiep auch bei diesem Besuch Details zur CDU-Parteispendenaffäre preisgibt. Der Gerichtsvorsitzende Maximilian Hofmeister hat vorsichtshalber den großen Saal im Landgericht reservieren lassen. Unzählige Journalisten aus ganz Deutschland haben sich schon angekündigt. "Da wird ganz schön was los sein", sagt Hofmeister. Zu dem konkreten Anklagevorwurf gegen Kiep will er sich nicht äußern. "Das fällt unter das Steuergeheimnis." Kiep hatte die Steuerhinterziehung im Zuge des Ermittlungsverfahrens gegen sich selbst angezeigt. Nach den Worten seines Verteidigers, Günter Kohlmann, geht es um ein rein privates Vergehen mit einer "geringen Steuersumme". Am ersten Verhandlungstag dürfte nicht nur die Aussage Kieps spannend werden. Auch die Zeugen könnten einiges zu sagen haben: Der Steuerberater Kieps, Horst Weyrauch, war lange Zeit Finanzexperte der CDU. Er war auch dabei, als Schreiber die berühmte Millionenspende im August 1991 auf einem Parkplatz in der Schweiz in einem Koffer übergab. Als zweiter Zeuge ist der Steuerfahnder Winfried Kindler vom Augsburger Finanzamt geladen. Am zweiten Verhandlungstag, dem 15. Februar, sind Plädoyers und Urteil geplant. Millionenspende Wenn es nach der Staatsanwaltschaft gegangen wäre, hätte sich Kiep auch wegen der Millionenspende verantworten müssen. Sie hatte Kiep im März vergangenen Jahres zusammen mit Schreiber und zwei ehemaligen Thyssen-Managern angeklagt. Durch die Annahme der Spende hat er Schreiber nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet. Das sah das Gericht allerdings anders und ließ die Anklage in diesem Punkt nicht zu. Gleichzeitig trennte sie den Vorwurf der Einkommenssteuerhinterziehung von dem übrigen Verfahren gegen Schreiber und die Thyssen-Manager ab. In diesem Prozess wird Kiep somit nicht mehr mit auf der Anklagebank sitzen. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens stehen angebliche Schmiergeldzahlungen für ein Panzergeschäft mit Saudiarabien. Wahrscheinlich wird aber auch dieser Prozess weiter zerstückelt; falls Schreiber in den nächsten Monaten nicht aus Kanada ausgeliefert wird, beginnt das Verfahren im Herbst zunächst nur gegen die Thyssen-Manager. (dpa)