Wien/Innsbruck - Der russische Präsident Wladimir Putin kommt am Donnerstag zu einem mehrtägigen Besuch nach Wien. Im Rahmen eines offiziellen Arbeitsbesuchs wird er zunächst mit Bundespräsident Thomas Klestil zusammentreffen. In Moskau verlautete im Vorfeld des Besuchs, dass Russland noch einmal das Angebot an Österreich zum Kauf von russischen MiG-Kampfflugzeugen vorbringen wolle. Nach den jüngsten Äußerungen des russischen Botschafters in Wien, Alexander Golowin, wird erwartet, dass auch die österreichische Neutralität erneut zur Sprache kommen wird. Golowin hatte in einem Interview Kritik an den Bestrebungen der österreichischen Bundesregierung geübt, den Status der immerwährenden Neutralität aufzugeben. Dies "kann als Versuch interpretiert werden, die völkerrechtlichen Verpflichtungen durch die Schaffung von neuen Tatsachen zu umgehen", sagte Golowin. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) wies dies umgehend zurück und erklärte, eine Änderung des Neutralitätsgesetzes sei eine "rein österreichische Angelegenheit". Der Dritte Nationalratspräsident Werner Fasslabend (V) sprach sogar von einer "Einmischung in österreichische Verfassungsfragen". MiG-29 Russland hat Österreich zuletzt wiederholt Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 zum Kauf angeboten. Die Finanzierung könnte nach Moskauer Vorstellungen mit den Schulden Russlands bei Österreich verrechnet werden. Russland lockt außerdem mit umfangreichen Kompensationsgeschäften. Zudem wird das Projekt einer Produktionsstätte für russische Zivilflugzeuge in Österreich lanciert, für das sich bereits der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F) interessiert haben soll. Verteidigungsminister Herbert Scheibner (F) erteilte einem MiG-Ankauf allerdings eine klare Absage. Nach einer Kranzniederlegung am Denkmal der Roten Armee wird Putin am Freitag in Wien mit Nationalratspräsident Heinz Fischer (S) sowie SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer und Grünen-Chef Alexander Van der Bellen sprechen. Danach besucht er die Wirtschaftskammer Österreich, ehe er gemeinsam mit Klestil nach Innsbruck fliegen wird. Die österreichischen Exporte nach Russland sind in den ersten neun Monaten 2000 um 48 Prozent gegenüber der Vorjahrsperiode auf mehr als 6,3 Mrd. S (458 Mill. Euro) gestiegen. Umgekehrt wuchsen die russischen Ausfuhren nach Österreich um 78 Prozent auf 11,7 Mrd. S. Schi-WM Von Innsbruck wird sich Putin, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Ludmilla nach Österreich kommt, nach St. Christoph am Arlberg begeben, wo er mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) zusammentreffen wird. In St. Christoph wird der russische Präsident im noblen Fünf-Sterne-Hospiz wohnen, wo ein ganzes Stockwerk für die Moskauer Gäste reserviert wurde. Sprengstoffspezialisten, Sicherheitsleute und Techniker, die unter anderem eine abhörsichere Telefonanlage installiert haben, trafen in den vergangenen Tagen die notwendigen Vorbereitungen. (APA)