Mexiko - Mexiko will erstmals einen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesuchten Ausländer an ein Drittland ausliefern. Der wegen "Völkermord, Folter und Terrorismus" gesuchte argentinische Ex-Offizier Ricardo Miguel Cavallo soll auf Antrag des spanischen Ermittlungsrichters Baltasar Garzon nach Madrid ausgeliefert werden, teilte die mexikanische Regierung am Freitagmit. Garzon wirft dem 49-Jährigen vor, während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 zahlreiche Oppositionelle gefoltert und ermordet zu haben. Mehrere Zeugen identifizierten Cavallo mexikanischen Medienberichten zufolge als den Mann, der sie in der berüchtigten "Marinetechnik-Schule" von Buenos Aires folterte. Ermittlungsrichter Garzon hatte im November 1999 Haftbefehl gegen Cavallo beantragt und bei den mexikanischen Behörden einen Auslieferungsantrag gestellt. Er ermittelt gegen insgesamt 99 Argentinier wegen zahlreicher Verbrechen unter der Militärdiktatur. Die Entscheidung wird als Präzedenzfall und wichtiger Erfolg für Garzon gewertet. Cavallos Anwälte kündigten Berufung gegen die Auslieferung an. Parallelfall zu Pinochet Garzon hatte sich zuletzt erfolglos um die Auslieferung des ehemaligen chilenischen Diktators Augusto Pinochet aus Großbritannien bemüht. Die mexikanische Justiz sprach sich bereits im Januar für die Auslieferung Cavallos aus. Dem mexikanischen Außenministerium zufolge handelt es sich um die erste Auslieferung wegen Menschenrechtsverbrechen in ein Drittland. In der "Marinetechnik-Schule", einem berüchtigten Straflager für Dissidenten, wurden während der Diktatur rund 5000 Menschen gefoltert und ermordet. Nach Angaben der Internationalen Liga für Menschenrechte ist Cavallo angeklagt, 16 Babys von Gefangenen entführt und 110 Menschen gefoltert zu haben. Auch am "gewaltsamen Verschwinden" von 200 Menschen sei er beteiligt gewesen. Der ehemalige Offizier profitierte nach dem Ende der Diktatur in Argentinien von einer Amnestieregelung. Cavallo war im August vergangenen Jahres festgenommen worden, als er vom mexikanischen Badeort Cancun nach Argentinien zurückfliegen wollte. Buenos Aires hatte sich damals gegen die Auslieferung ausgesprochen, da nach Ansicht der Regierung nur dort ein Prozess geführt werden kann, wo die Verbrechen begangen wurden. Genauso hatte Chile in der Causa Pinochet argumentiert. (APA)