Berlin - Die deutsche Bundesregierung hat die deutschen Unternehmen eindringlich vor einem drohenden Fachkräftemangel in fast allen Wirtschaftsbereichen gewarnt. Infolge des Geburtenrückganges werde in den nächsten Jahrzehnten die Zahl der auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Erwerbspersonen um gut ein Fünftel zurückgehen, heißt es in dem noch unveröffentlichten "Berufsbildungsbericht 2001", der der dpa vorliegt. Zugleich würden die Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten immer größer. Als Konsequenz wird von der Wirtschaft mehr qualifizierte Ausbildung und vor allem mehr Weiterbildung für ältere Arbeitnehmer verlangt. Eine höhere Zuwanderung von Ausländern könne in den nächsten Jahren zwar die Alterung des Arbeitskräfteangebots in Deutschland etwas abschwächen, nicht aber grundsätzlich verhindern. Die Unternehmen müssten in ihrer Personalpolitik von ihrer "einseitige Zentrierung auf jung oder Jugend" Abschied nehmen und sich darauf einrichten, den notwendigen technologischen und innovativen Wandel "mit zunehmend älteren Belegschaften erfolgreich zu bewältigen". Korrekturen in der Bildungspolitik verlangt Von den Ländern werden in dem Bericht zugleich Korrekturen in der Bildungspolitik verlangt. Sie sollten auch für Nicht-Abiturienten den Zugang zum Studium "breiter öffnen und gezielter fördern". Bereits erworbene Qualifikation im Beruf sollte bei den Studienanforderungen angerechnet werden. In den alten Ländern haben sich infolge des Geburtenrückgangs seit den 70er Jahren die Jahrgangsstärken nahezu halbiert, in den neuen Ländern sind sie seit der Vereinigung auf ein Drittel zurückgegangen. "Die öffentliche Wahrnehmung des demographischen Wandels konzentriert sich bisher primär auf die sozialen Sicherungssysteme." Dies blende aber wesentliche Auswirkungen auf Unternehmen und Belegschaften wie auf die Innovationsfähigkeit der Volkswirtschaft insgesamt aus, heißt es in dem Bericht. Trend zur Höherqualifizierung Zugleich gebe es in allen Berufen einen deutlichen Trend zur Höherqualifizierung. So arbeiteten in den letzten beiden Jahren bereits nahezu zwei Drittel (62 Prozent) aller Berufstätigen in Werkstätten, Praxen und Büros und unterwegs mit computergestütztem Gerät. Zum Beginn der 90er Jahre waren dies erst 37 Prozent. Insgesamt werde zwar die "mittlere Qualifikationsebene" mit Lehre und Berufsfachschule im Volumen ihre bisherige Bedeutung in etwa behalten. Der "obere Bereich" (Fachschule, Fachhochschule und Universität) müsse aber deutlich wachsen, um die Anforderungen der Wirtschaft zu erfüllen. Sorge bereitet nach wie vor die hohe Zahl der ungelernten Arbeitskräfte, deren Arbeitsmarktchancen zunehmend sinken. Noch immer bleiben dem Bericht zufolge rund zwölf bis 15 Prozent der heute 20- bis 29-Jährigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Besonders ausländische Jugendliche sind davon betroffen, die zu 40 Prozent keinen Ausbildungsabschluss erreichen. Auf die Gesamtzahl der Wohnbevölkerung im Erwerbsalter bezogen hat in den alten Ländern mehr als ein Viertel, in den neuen Ländern ein Siebentel keine berufliche Bildung abgeschlossen. Zwar konnte dem Bericht zufolge in den letzten 25 Jahren bei den jungen Menschen der Anteil der Ungelernten deutlich reduziert werden, jedoch sei diese Entwicklung seit Beginn der 90er Jahre zum Stillstand gekommen. (APA/dpa)