Bild nicht mehr verfügbar.

Foto:Reuters/Sugita
Wien - Die goldenen Zeiten an den Aktienmärkten sind vorbei. Mit Emissionsgewinnen quasi über Nacht wird im laufenden Jahr kaum jemand reich werden können. "Wir gehen nicht von einer Rückkehr zu Jahreserträgen von durchschnittlich 18 Prozent wie '98 und '99 aus", stimmen die Aktienexperten von Merrill Lynch in ihrer Jahresvorschau auf Normalität ein. (siehe Grafik) Insgesamt meidet die Investmentbank mit dem Bullensymbol im laufenden Jahr Cash, Japan als Region und im Besonderen den Yen. Bei den Aktienklassen Telekom. Zu den bevorzugten Branchen zählen Versorger, Finanzen und zyklische Unternehmen. Konsumgüter, Energie, Technologie und der Gesundheitsbereich werden von Merrill Lynch derzeit als "tolerabel", also neutral eingestuft. Bei den Anlageklassen werden Unternehmensanleihen, Aktien aus Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum bevorzugt, dazu Emerging Markets und der Euro. Dies alles vor einem Szenario weltweit sinkender Zinsen und einer Wirtschaftsentwicklung, die zur Jahresmitte ihre "Konjunkturdelle" (siehe Grafik) überwunden haben wird. Dabei setzen die Ökonomen auf die Kräfte: Zinssenkung, Steuersenkung und Rückgang der Ölpreise. Aus der Gefahrenecke Risken für das positive Szenario eines "soft landing" seien eine Rezession der New Economy und eine weitergehende Kreditverknappung. Zusätzlich könnte sich auch der Dollar abschwächen und so zu Kapitalabfluss führen. Ganz auszuschließen sei auch nicht eine Ansteckung der Weltkonjunktur mit dem US-Schwächevirus. Trotzdem: Die Bullen bleiben ihrem Ruf gerecht: Trotz zu erwartender niedrigerer Renditen und weiter sehr hohen Volatilitäten an den Aktienmärkten wird das zweite Halbjahr einen Aufwärtszyklus mit Belebung und Comeback der Börsen bringen. Bis dahin stünden noch einige Gewinnrevisionen an, Bewertungen verschiedenster Branchen dürften bis zur Jahresmitte noch zurückkommen. Dann jedoch sollten die erwähnten positiven Faktoren voll auf die Märkte durchschlagen. In den USA sieht Merrill Lynch ein Zinssenkungspotenzial auf fünf Prozent (Interbankensatz derzeit 5,50). Der Euro-Leitzins sollte mit Respektabstand von 4,75 auf 4,25 Prozent abgesenkt werden. Die Bank of Japan werde mit ihrem Leitzins von 0,25 Prozent "on hold" bleiben. Die Zwölfmonatserwartung für die Wechselkurse lautet: Dollar-Parität für den Euro und 120 Yen je Dollar. (kbau, Der Standard, Printausgabe, 05.02.2001)