Es gibt so viele Gründe, das Haus nicht zu verlassen: die Grippe, den Schnee, den Vorabend, systemische Mieselsucht, maligne Unlust. Fällt eines dieser Symptome oder fallen gar deren mehrere auf einen Samstag, ist das doppelt blöd. Weil das nämlich der Tag ist, der für gewöhnlich den wochenendlichen Müßiggang einleitet. Und - sicher, auch der Freizeitstress ist eine nicht zu unterschätzende Beanspruchung - den einzuleiten, sind Galerien mit das Beste. Damit diese Zeit des forcierten Selbstmitleids aber nicht gänzlich ohne die Segnungen der visuell Schaffenden verstreicht, wurde das Internet erfunden. Dort lässt sich die Galerieware zwar nicht im Original, und selten genug im vollen Umfang des Lagerstandes einsehen, aber zumindest drei, vier Werke bieten sich, in Basisauflösung, an, die Mühen der Rezeption einzugehen und damit - vom Bett aus - den eigenen Referenzapparat upzudaten. Und zumeist lässt sich schon im www. feststellen, ob da mit Originalität gehandelt wird oder bloß mit individueller Manier auf dem Weg zum Effekt. Selbstverständlich sollte das dann anhand des Originals peinlichst überprüft werden. Als Einstieg in den Rundgang im Netz empfiehlt es sich, www.artmagazin.cc als Favorit anzulegen. Von dort aus lässt sich bequem Österreichs Galerielandschaft einsehen. An Tagen, an denen schon frühmorgens der Verkehrsfunk "Nein!" dazu sagt, an die reale Bewältigung der Route Wien-Innsbruck zu denken, kann man wenigstens virtuell ein bisserl dabei sein, wenn Markus Prachensky bei Thoman in Innsbruck eröffnet. Und es findet sich auch ein Link zu Hohenlohe & Kalb , wo Markus Oehlen derzeit seine 2000er-Kollektion zeigt. Ganz wienlastig, aber ähnlich effizient ist die Seite www.viennaartguide.at . Wenn man aber erst einmal drinnen ist, im Netz der Antworten auf nie gestellte Fragen, dann fallen alle Hemmungen, dann ist Planung angesagt, dann keimt in der Jahreszeit der Lichtmangeldepression die Hoffnung auf die Fernreisen, die da demnächst kommen mögen. Und dann ist Giancarlo Politti der richtige Kulturtippgeber. Unter www.artdiarynet.com (dort auf 'Art Diary International' klicken; oder direkter: http://politi.undo.net/cgi-bin/artdiary/
artdiary.pl?type=int
) lässt sich so ziemlich jeder Link ausfindig machen, der zu einer Galerie oder zu einem Museum führt. Und da surft man dann lang. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. 2. 2001)