Langsam wird es eng, möglicherweise sitzt Telekomregulator Heinrich Otruba heute, Montag, um 10 Uhr allein bei der Versteigerung der Richtfunkfrequenzen für den Breitband-Teilnehmeranschluss WLL. Von insgesamt 17 Interessenten sind nur noch zwei übrig: Broadnet und Star 21 Networks."Rechnet sich aber nicht" Vom Virus des mysteriösen Bietersterbens infiziert wurde zuletzt auch die Mobilkom, die der Auktion fernbleiben wird, bestätigt A1-Chef Boris Nemsic dem STANDARD. "Die WLL-Frequenzen wären zwar sehr interessant, um Großkunden mit einem Breitbandzugang direkt ans Festnetz anzuschließen, der Einsatz dieser Technologie rechnet sich aber nicht", sagte er. Am Freitag hatte nach Tele 2, Max.mobil und European Telecom auch die Wiener Telekomfirma Callino abgesagt. Wireless Local Loop (WLL) ist eine Technologie, mit der via Funk drahtlose Teilnehmeranschlussleitungen mit hohen Übertragungskapazitäten hergestellt werden. Für Netzbetreiber entfällt dadurch die Anmietung der "letzten Meile" vom Ortswählamt bis zur Wohnungstür. Branchenkenner schätzen die Investitionen pro Telefonanschluss auf gut 50.000 Schilling (3634 EURO). Teuer sei vor allem das Equipment - ähnlich wie bei Satelliten-TV sind Sende- und Empfangsgeräte notwendig -, weil dieses nicht in Massen produziert würde. Streit in der Telekom Austria Gegen das Mitsteigern habe bei A1 - wie auch bei Max - gesprochen, dass es laut Ausschreibung untersagt ist, GSM- oder UMTS-Basisstationen via WLL ans Netz zu koppeln, sagte Nemsic. In der Telekom-Austria-Gruppe gab es überdies einen handfesten Streit darüber, wer das WLL- Geschäft machen darf, berichten Insider. Der TA-Vorstand habe die Netzwerktochter Jet2web Networks favorisiert, die Mobilkom aber auf ihre Funkkompetenz gepocht. Nun gehen beide leer aus. So lang es einen einzigen Bieter gibt, werde versteigert, heißt es in der Telekom Control zum drohenden Debakel. Noch vor acht Wochen hätten die Betreiber Businessmodelle vorgelegt, wonach mit WLL ein "Bombengeschäft" zu machen sei. Die Ausschreibungsregeln seien seither nicht verändert worden. Ernüchterung herrscht auch im Infrastrukturministerium, denn mit zwei Bietern dürfte nicht einmal das Mindestgebot von 50 Mio. S (für die gesamten 60 Megahertz) in die Kassen kommen. In der Schweiz hat die WLL-Auktion im Frühjahr 2000 fünf Mrd. S eingebracht. Geht vor dem Sommer auch die Versteigerung der GSM-1800-Regionalfrequenzen schief, tut sich im Budget von Ministerin Monika Forstinger zu Jahresmitte ein 1,6 Mrd. S großes Loch aus. Ihr Vorgänger Michael Schmid hatte den Erlös aus GSM- und WLL-Lizenzen für Technologieprojekte eingeplant. Der US-Spezialist für optische Netzwerklösungen, Broadnet, und der deutsche Internetprovider Star 21 Networks können am Montag aus einer Fülle von WLL-Frequenzpaketen wählen: Nach Regionen gestaffelt kommen dreißig Pakete im 26-Gigahertz-Frequenzband unter den Hammer. Die Auktion wird live im Internet übertragen. (Luise Ungerboeck - Der Standard Printausgabe)