Wien - Das nicht gerade entspannte Klima zwischen ORF und FPÖ wird um ein Kampfgebiet bereichert: die ORF-Tochter Gebühren Info Service GIS, die nicht nur über das Publikumsentgelt informiert, sondern es auch gleich einfordert. Bei der FP langten nach deren Angaben Beschwerden ein, die GIS stoppe eigenmächtig Gebührenbefreiungen, weil diese dem ORF nicht wie Telefongebühren von der Republik abgegolten werden. FP-intern wurde Freitag eine Sondersitzung des ORF-Kuratoriums überlegt. Die FP dokumentiert das Problem mit dem Fall einer arbeitslosen Wienerin, die befristet von den Rundfunkgebühren befreit ist - heuer bis Ende Februar. Am 26. Jänner besuchte sie die GIS, um ihre Bedürftigkeit aufs Neue nachzuweisen. Am 31. Jänner erhielt sie nach eine Rundfunkgebührenabrechnung für März und April 2001. Was die Frau verwunderte und zu einem Anruf bei der FPÖ veranlasste. Die sich Donnerstag mit der Bitte um Aufklärung an die ORF-Führung wandte. Freitag bekam die Frau neue Post von der GIS: "Ihrem Antrag auf Gebührenbefreiung ( . . . ) wurde stattgegeben." Datiert ist das Schreiben mit 26. Jänner, dem Tag ihres Besuchs bei der GIS, erhalten hat sie es am 2. Februar. Jürgen Menedetter, Geschäftsführer der GIS, zeigt sich über die Aufregung verwundert: "Mir ist nur dieser eine Fall bekannt." Und auch der sei keiner, meint er: Drei Monate, bevor eine Gebührenbefreiung ablaufe, versende man eine Erinnerung an das Ablaufdatum. Melde man sich nicht bis zwei Monate danach, folge eine Gebührenrechnung für die zwei Monate nach Ende der Befreiung. Und die habe die Dame offenbar am 31. Jänner erhalten. Auch für den Umstand, dass das Schreiben mit der neuen Befreiung zwar schon am 26. Jänner ausgefertigt wurde, aber erst am 2. Februar bei der Betroffenen einlangte, hat Menedetter eine Erklärung: "Weil das damit beauftragte Telekom-Rechenzentrum einmal wöchentlich alle einlangenden Befreiungen ausschickt." Er faxt zum Nachweis Auszüge aus seinem EDV-System, die eine Erledigung mit 26. Jänner datieren. "Damit nichts zu tun" In der Telekom-Pressestelle sieht man das Freitagnachmittag auf STANDARD-Anfrage anders: "Die GIS ist seit Jänner hundertprozentige Tochter des ORF, für die machen wir gar nichts mehr". Die FPÖ wiederum sieht keineswegs einen Einzelfall und spricht von zahlreichen Anrufern bei ihr und im Verkehrsministerium. Menedetter weist einen Stopp der Gebührenbefreiungen von sich: "Bei Radio- und Fernsehgebühren läuft alles weiter wie bisher." (fid/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4.2.2001)