Derzeit werde alles dem goldenen Kalb "Wirtschaftlichkeit" untergeordnet, kritisiert der Maler, Kunsttheoretiker und Galerieleiter Oswald Oberhuber. Er war zwölf Jahre lang Rektor an der Hochschule für angewandte Kunst und in den Siebzigerjahren unter der damaligen Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg in zahlreiche Universitäts-und Museumsreformen eingebunden. Letzten Donnerstag feierte er seinen 70. Geburtstag. "Ich kann nicht alles kürzen, weil das Geistige scheinbar keine Rolle mehr spielt. Ohne das Geistige verliert ein Land ja jede Bedeutung", sagt Oberhuber im STANDARD-Gespräch. "Ich meine, der Staat muss sich verpflichten, gewisse geistige Bereiche zu tragen und zu finanzieren. Das muss drinnen sein." Der Universitätsprofessor vermisst eine echte inhaltliche Debatte über das Bildungswesen. "Es sollte gefragt werden: Hat die Chemie als eigenständiges Fach noch einen Sinn? Oder: Wie soll die Kunstlehre eigentlich aussehen?" Wobei Oberhuber gegen das umstrittene neue Uni-Dienstrecht - das viel mehr befristete Jobs als früher vorsieht - nichts einzuwenden hat. "Da bin ich voll einverstanden. Das habe ich auch immer verlangt. Und ich habe es als Rektor auch getan (er führte die Professur auf Zeit ein) - es wurde nur langsam abgewürgt, als die schwarzen Minister gekommen sind." Für einen groben Fehler der laufenden Reformen hält der Künstler allerdings die mangelnde finanzielle Absicherung jener Institutionen, die in die Autonomie entlassen werden. Anhand der Museen meint : "Man soll sie schon selbstständig handeln lassen. Aber es ist so, als würde man ein Kind auf die Straße setzen, das sich allein noch nicht durchbringen kann." Für die Kunst und die Künstler sieht Oberhuber in Österreich keine idealen Bedingungen. "Es gibt keine Nachfrage und auch niemanden, der den Handel richtig versteht. Meiner Meinung nach müssten die Galerien in die Kaufhäuser verlegt werden - meinetwegen in die Shopping City. Irgendwo, wo Menschen hinkommen. Nicht in diesem Getto." Schließlich könne man hohe Qualität ja auch "in einem Raum schaffen, wo viele Menschen sind." Die "Kulturnation" Österreich trage jedenfalls nur "ganz schematische Vorstellungen" nach außen: "Das beginnt bei Mozart und hört schon bei Johann Strauß auf." (mon; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.2.2001)