Der Computerriese IBM investiert immer mehr Geld in das freie Betriebssystem Linux. Auf der Fachmesse LinuxWorld in New York und Paris kündigte der Konzern an, weltweit in den nächsten drei Jahren 330 Mill. Dollar (351 Mill. Euro/4,8 Mrd. S) in den Kundenservice für die Einrichtung von Linux- Infrastruktur zu investieren. "Linux ist dabei, erwachsen zu werden. Der Durchbruch ist in manchen Industrien bereits erfolgt", sagte Erich Clementi, bei IBM in Europa für das Hardware-Geschäft zuständig, zum Abschluss der Messe in Paris. Allein in Europa gibt IBM bis 2004 bereits 200 Mill. Dollar für den Test von Linux-Anwendungen in dafür ausgerüsteten Labors aus. "Was gibt es Kritischeres als Risikomanagement?" Linux setze sich zunehmend bei unternehmenskritischen Anwendungen durch, sagte Clementi. Als erste Investmentbank hatte Dresdner Kleinwort Wasserstein in der vergangenen Woche angekündigt, das Betriebssystem mit frei zugänglichem Code ("open source") auch im Risikomanagement einzusetzen. "Was gibt es Kritischeres als Risikomanagement?" meint Clementi. IBM und Shell entwickeln gemeinsam einen Supercomputer für die Erdölförderung, der auf Linux basiert und an der Grenze zwischen wissenschaftlichen und kommerziellen Anwendungen arbeitet. Das schwedische Telekomunternehmen Telia lässt die Internet-Daten seiner Kunden auf Linux-Servern verwalten. Plus von 24 Prozent Nach Clementis Angaben steht Linux als Betriebssystem bei neu ausgelieferten Großrechnern (Servern) hinter dem Konkurrenten Windows NT von Microsoft zwar noch auf Platz zwei. "Mit einem Plus von 24 Prozent war Linux im vergangenen Jahr aber die am schnellsten wachsende Plattform überhaupt", betont der 42 Jahre alte IBM-Manager. Besonders beliebt sei Linux bei Software-Entwicklern und Studenten. An der Verbesserung des von dem Finnen Linus Torvalds erfundenen Betriebssystems kann sich anders als bei der Microsoft-Konkurrenz jeder Interessierte über das Internet beteiligen. Die offizielle neue Version wird schließlich von Torvalds veröffentlicht. Stabil und sicher Clementi sagte, die lange Verzögerung des erst seit Anfang des Jahres erhältlichen Linux Kernel 2.4 bedeute "keine unübliche Verspätung". Das bisherige Prinzip der Weiterentwicklung und Autorisierung solle beibehalten werden. "Dieser Prozess hat sehr viel dazu beigetragen, dass es heute nur ein Linux gibt und dass wir ein extrem stabiles und sicheres System haben", sagte der Südtiroler. IBM werde weiterhin die Unabhängigkeit des anfangs vor allem bei Hackern beliebten Betriebssystems unterstützen. "Es ist Voraussetzung für den Erfolg von Linux, dass dies ein Standard bleibt, der nicht von einem Unternehmen kontrolliert wird." (APA/dpa)