Berlin - Drei Monate nachdem die Konsortien um Hochtief und IVG ihren Rechtsstreit beigelegt haben, steht für den geplanten Berliner Großflughafen eine weitere Weichenstellung bevor. Die EU-Kommission will am Montag bekannt geben, ob sie der Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens der bisherigen Konkurrenten zustimmen kann. Gibt Brüssel grünes Licht, wenn auch mit Auflagen, wäre das weitere Privatisierungsverfahren vergaberechtlich unanfechtbar. Die Bieterkonsortien Hochtief und IVG hatten sich nach einer Empfehlung des Oberlandesgerichts Brandenburg untereinander und mit der Planungsgesellschaft PPS verständigt. Die Einigung sieht vor, dass die Mitglieder des bisherigen Hochtief-Konsortiums dem IVG-Konsortium beitreten. Geführt wird dieses künftig von Hochtief und IVG gemeinsam, die jeweils 26 Prozent der Anteile übernehmen. Entscheidung bei EU-Wettbewerbskommissar Das deutsche Kartellamt hatte eine Kooperation beider Konsortien bei Planung, Bau und Betrieb des Internationalen Verkehrsflughafens für nicht unproblematisch gehalten. Weil es sich aber bei dem Sechs- Milliarden-Projekt um ein Luftverkehrskreuz, ein so genanntes Hub, handelt und ausländische Partner einbezogen sind, liegt die Entscheidung bei EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti. Sie wird in enger Abstimmung mit dem Kartellamt formuliert, dessen Präsident Ulf Böge zugesagt hat, das große öffentliche Interesse am Bau des Großflughafens berücksichtigen zu wollen. Dem Hochtief-Konsortium gehören neben dem Baukonzern die Flughafen Frankfurt/Main AG, ABB Calors Schaltanlagen und die Bankgesellschaft Berlin an. Zum Konsortium der Immobiliengesellschaft IVG zählen die Planungsgesellschaft Dorsch Consult, die Flughafen Wien AG und die französische Bank Caisse des Dépots et Consignations. Die Banken sollen je zehn Prozent der Konsortialanteile erhalten, die übrigen Partner je sieben Prozent. Mit einer Verweigerung der EU-Zustimmung wird in Berlin nicht gerechnet. Auflagen gelten aber als wahrscheinlich. Sie könnten die Flughafen Wien AG betreffen, weil sie möglicherweise zusammen mit dem Flughafen in Berlin-Schönefeld eine marktbeherrschende Stellung erobern könnte. Zwischen dem veränderten Bieterkonsortium und der PPS werden dann nach einer positiven Brüsseler Entscheidung Verhandlungen über eine neue Auftragsvergabe beginnen. (APA/dpa)