Kinmen - Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert hat am Dienstag ein chinesisches Schiff in Taiwan angelegt. Die Fähre "Gulangyu" brachte 91 Passagiere vom Festland auf die kleine taiwanische Insel Kinmen. An der Überfahrt durften neben sechs chinesischen Journalisten nur Chinesen über 65 Jahre teilnehmen, die ursprünglich von Kinmen stammten, wie ein Vertreter der chinesischen Behörden bestätigte. Die Teilnehmer der historischen Überfahrt waren durch die Abspaltung Taiwans von China im Jahr 1949 von ihren Angehörigen auf Kinmen getrennt worden. Das Ablegemanöver in der chinesischen Hafenstadt Xiamen verfolgten gegen 10 Uhr Ortszeit (03.00 Uhr MEZ) nur etwa 20 Schaulustige, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Ankunft der Fähre im Hafen von Liaolo nach etwa zweistündiger Überfahrt wurde von 200 Menschen gefeiert. Die Gäste aus China werden drei Nächte und vier Tage auf Kinmen verbringen. Taiwanesische Passagierschiffe hatten am 2. Jänner den Schiffsverkehr zwischen der Provinz Fujian und Taiwan wieder aufgenommen. Chinesische Schiffe hatten den Inselstaat bisher jedoch nicht angelaufen. Die kommunistische Volksrepublik betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. Der neue taiwanesische Präsident Chen Shui-bian hatte Peking im vergangenen Mai eine "Ära der Aussöhnung" angeboten. China will jedoch nur über eine Annäherung verhandeln, wenn Taiwan sich zuvor im Sinne der "Ein-China-Politik" zum Teil der Volksrepublik erklärt. (APA)