Jerusalem - Die israelischen Araber halten den angekündigten Boykott der Wahlen zum Ministerpräsidenten fast vollständig ein. Weniger als ein Prozent der Stimmberechtigten ging am Dienstag in den arabischen Gemeinden in Nord- und Zentral-Israel zur Wahl, meldet die "Jerusalem Post" in ihrer Online-Ausgabe am frühen Nachmittag. In der christlich-moslemischen Stadt Nazareth hätten bisher gerade drei Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Nach dem Tod von 13 israelischen Arabern bei Protesten im Zusammenhang mit der neu aufgeflammten Intifada in den palästinensischen Autonomiegebieten hatten die arabischen Parteien aus Protest gegen das Vorgehen der israelischen Sicherheitskräfte zu einem Wahlboykott aufgerufen. Baraks Entschuldigung am vergangenen Wochenende sei "zu wenig und zu spät gekommen", hieß es von Seiten der arabischen Politiker. Zur Erinnerung an die 13 Opfer fuhren am Wahltag Auto-Konvois beflaggt mit schwarzen Fahnen in den arabischen Gemeinden Israels und riefen zum Boykott des Urnengangs auf. Die israelischen Araber machen rund 12 Prozent der Wahlberechtigten in Israel aus. Bei der letzten Wahl 1999 hatten die meisten für den Sozialdemokraten Ehud Barak gestimmt und ihm damit letztlich zum Sieg über den damaligen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu verholfen. Der nunmehrige Boykott, der dem Likud-Herausforderer Ariel Sharon nutzt, wurde von Vertretern der israelischen Friedensbewegung kritisiert. Shulamit Aloni sowie die Schriftsteller Amos Oz und David Grossman erklärten, durch den Wahlboykott hätten die arabischen Bürger eine "schockierende Partnerschaft" mit der extremen Rechten gebildet. Peres ruft israelische Araber zur Teilnahme an der Wahl auf In einem Versuch, die verärgerten Araber in Israel in letzter Minute doch noch zur Teilnahme an der Ministerpräsidentenwahl zu bewegen, hat die regierende Arbeitspartei am Dienstag eine Botschaft des Friedensnobelpreisträgers Shimon Peres aufgezeichnet. Mit Computerhilfe sollten die Telefone von etwa 80.000 Familien im arabischen Sektor automatisch angewählt und der Wahlaufruf von Regionalminister Peres übermittelt werden. Wie Peres gehört auch der amtierenden Ministerpräsidenten Ehud Barak der Arbeitspartei an. (APA)