Auch wenn die Sendung eineinhalb Stunden dauert, führte Treffpunkt Kultur am Montag auf ORF 2 wieder einmal deutlich vor Augen (im Wortsinn), dass sie zu kurz ist. Viel zu kurz. Denn dadurch ist auch mancher Beitrag zu kurz. Jener liebevoll gestaltete über Thomas Bernhard zum Beispiel war sogar viel zu kurz. Zudem ist das Zeitkorsett zu eng. Da bekommt man dann gar keine Luft mehr, so eng ist es, wenn man alles reinpacken muss (von Alexander Goebel über die Nationalbibliothek bis zu Triology). Und wenn Barbara Rett, die Moderatorin, keine Luft mehr bekommt, dann kann sie ungemütlich werden. Denn dann würgt sie eine Livediskussion (fünf Männer, null Frauen, 25 Minuten) mit den Worten ab: "Schlussrunde! Was stellt sich jeder unter Ethik in der Kulturpolitik vor? Wenn ich Sie bitten darf." Doch keiner wollte über Ethik reden, sondern über die Nazis im Land. Hatte doch Gustav Peichl erzählt, er sei in Berlin von Architekten als "der Kollege aus dem Naziland" begrüßt worden, was er sich nicht bieten lassen müsse. Worauf Luc Bondy, Spezialist für Ibsen und andere Naturalisten aus dem Norden, lächelnd meinte: "Ihr müsst euch das Naziland gefallen lassen!" Worauf Peichl konterte: "Wir sind kein Naziland! Luc, bleib bei deinen Möwen!" Worauf Staatssekretär Franz Morak, mit dem Finger auf die Diskutanten zeigend, fast ausrastete: "Sie sind kein Nazi! Sie sind kein Nazi! Sie sind kein Nazi! Wo also sind die Nazis?" Leider war Gerhard Roth nicht eingeladen worden: Er hätte sicher einiges beizusteuern gehabt. Und leider pfuschte Rett dazwischen. Ethik? Pah!
* * *

Hilde Hawlicek kritisiert Franz Morak
Ex-Kulturministerin Hilde Hawlicek (SPÖ) stößt sich an Aussagen von Kunststaatssekretär Franz Morak (ÖVP) zur Umstrukturierung der Kunstsektion. In der ORF-Sendung Treffpunkt Kultur hatte dieser gemeint: "Wenn ein Staatssekretär sein Büro nicht so ordnet, wie er es für richtig hält, dann hört sich alles auf." Hawlicek erachtet die Verwendung des Wortes "Büro" für bedenklich und glaubt, eine "parteipolitisch motivierte Auflösung von Abteilungen" erkennen zu können. Zudem verwahrt sie sich gegen Moraks Behauptung, sie hätte genauso gehandelt: Es seien sehr wohl Abteilungs- und Sektionsleiter bestellt worden, die nicht der SPÖ angehörten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 2. 2001)