Washington - Die Kartellklage gegen Microsoft entbehrt nach Auffassung des Konzerns jeder Grundlage, weil die US-Behörden dem Softwareriesen weder eine Monopolstellung noch Verstöße gegen den freien Wettbewerb hätten nachweisen können. Die Regierung habe lediglich ein "Gerichtstheater" aufgeführt, schrieben die Microsoft-Anwälte in ihrer Stellungnahme, die sie am Dienstag dem Richter übermittelten. Dagegen erklärten die Regierungsanwälte, die Fakten zeigten, dass der Konzern mit ungesetzlichen Mitteln versucht habe, sein Monopol bei den PC-Betriebssystemen zu sichern. Frühestens Ende September wird sich herausstellen, welche Sicht der Fakten sich der Richter zu eigen macht. Windows-Programme bilden in gut 90 Prozent aller PCs die Schnittstelle zwischen dem Rechner und den darauf laufenden Anwendungen. In der neuesten Ausgabe von Windows ist der Browser Internet Explorer, der das Surfen im weltweiten Datennetz ermöglicht, fest integriert. Das früher marktführende Konkurrenzprodukt von Netscape ist inzwischen auf den zweiten Platz unter den Navigationsprogrammen zurückgefallen. Indes beweist dies aus Sicht von Microsoft keine unfairen Praktiken im Wettbewerb gegen Netscape. Die Integration des Explorer in das Betriebssystem Windows sei im Interesse der Verbraucher. Microsoft habe sie bereits geplant, als es Netscape noch gar nicht gegeben habe. Die Wettbewerbsbedingungen veränderten sich stetig, etwa dadurch, dass Netscape von America Online übernommen worden sei. "Die vorgetragenen Fakten zeigen, dass Microsoft mit niedrigen Preisen, der Erweiterung von Windows und mit ständigen Investitionen in Innovationen zum Nutzen der Verbraucher und Entwickler auf einen von Wettbewerb geprägten Markt reagiert hat." Die Regierungsanwälte erklärten hingegen, Microsoft habe sich wie ein typischer Monopolist verhalten: Computerhersteller und Internet-Anbieter seien mit Knebelverträgen gezwungen worden, den Explorer ins Programm zu nehmen. Der Softwarekonzern habe mit Erfolg eine "räuberische Kampagne" gegen Netscape und die Computer-Plattform Java geführt, um die Entwicklung von konkurrenzfähigen Alternativen zu Windows zu verhindern. "Microsoft verhinderte, dass die Verbraucher bekamen, was sie wollten, damit Microsoft behalten konnte, was es bereits hatte - ein Monopol bei den Betriebssystemen." Erkennt Richter Thomas Jackson an, dass Microsoft ein Monopol hat, dann könnte dies eine Flut von Klagen gegen den Konzern nach sich ziehen. Für den 21. September ist ein Termin anberaumt, an dem die Anwälte mündlich zu ihrer Sicht der Fakten Stellung nehmen sollen. Danach will Jackson seine eigene Version der Beweislage präsentieren. Diese ist von großer Bedeutung, weil sie Bestand haben dürfte, selbst wenn Jacksons späteres Urteil gegen Microsoft von einer Berufungsinstanz aufgehoben wird. (APA)